Rezension

Für Träume muss man kämpfen

Spuren einer fernen Zeit -

Spuren einer fernen Zeit
von Birgit Borchert

Bewertet mit 5 Sternen

Sophie von Mayden lebt im Frankfurt des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bei  einem Schulausflug ins Senckenbergmuseum lernt sie „Dodo“, das riesige Saurierskelett im Lichthof des Museums, kennen. Sie ist so fasziniert, dass sie beschließt, Paläontologin zu werden. Mit allen Mitteln kämpft sie für diesen Traum, nicht nur gegen ihre geltungssüchtige Mutter, sondern auch gegen die Gegebenheiten ihrer Zeit, die Frauen nur eine „Tätigkeit“  als gesellschaftlicher Zierrat gestatten.

Der Schreibstil ist fesselnd und bringt mir die Personen schnell nahe. Auch verpackt die Autorin sehr viel Sachwissen auf unterhaltsame Weise. So kam ich gut in die Geschichte hinein und konnte mit Sophie mitfiebern. Die gesellschaftlichen Zustände in jener Zeit haben mich manchmal wirklich wütend gemacht, man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Als Gegenpol zu Sophie fungiert ihre Mutter, die so ganz gesellschaftshörig nichts anderes im Sinn hat, als ihre Töchter standesgemäß zu verheiraten. Es ist beeindruckend, wie Sophie dagegen ankämpft, dabei aber nie ausfallend oder laut wird. Das passiert alles eher unterschwellig, denn sie geht teilweise sehr raffiniert vor.

Störend hat sich ausgewirkt, dass im Klappentext schon sehr viel preisgegeben wurde. So wurde „gespoilert“, dass es Sophie gelingen würde, schon als Studentin an einer Afrika-Reise teilzunehmen, die aber erst im letzten Drittel des Buches stattfindet. Das hätte man besser machen können.

Insgesamt bin ich aber wirklich begeistert von dieser Geschichte. Birgit Borchert hat es geschafft, zahlreiche reale Personen der Zeitgeschichte mit der fiktiven Geschichte von Sophie zu verbinden, so dass eine homogene, glaubwürdige Geschichte entstanden ist, die auch noch mit jeder Menge Wissenswertem verknüpft ist. Es ist nicht zu übersehen, dass hier sehr akribisch recherchiert wurde, um den Lesern ein spannendes, absolut rundes Leseerlebnis zu ermöglichen. Gerne empfehle ich dieses Buch uneingeschränkt weiter.