Rezension

✎ Gabriele Stangl - Herzenskinder

Herzenskinder -

Herzenskinder
von Gabriele Stangl

Mein Fundus an Erfahrungsberichten ist mittlerweile enorm - und er wird noch weiter wachsen, denn da draußen gibt es sooo viele Leute, die gehört werden wollen ...

Gabriele Stangl hat mit ihrem Buch "Herzenskinder" mein Interesse geweckt, weil ich gerade an Schicksalen von Kindern besonders interessiert bin. Die Kleinsten unter uns, die unseren Schutz mit am nötigsten haben. Und ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die sich für sie einsetzen.

Trotz Gegenwind und Aussagen wie "Die schlechteste biologische Mutter ist tausendmal besser als die beste Adoptivmutter!" (S. 89) hat sich die Verfasserin nicht von ihrem Weg abbringen lassen und kann heute von ihren Erfahrungen berichten.

"Ich habe durch die Erzählungen in diesem Buch einen Blick hinter die Kulissen
von diesen Frauen gewährt." (S. 175)

Leider ist dieser Blick meist nur ganz kurz. Das ist wahrscheinlich auch dem Umstand geschuldet, dass es gilt, die Identitäten zu wahren. Dennoch hätte ich mir manchmal ein bisschen mehr Informationen gewünscht. Vor allem vielleicht auch für Entbindende, die bald vor solch einer Entscheidung stehen.

Doch auch die Adoptivkinder kommen zu wenig zu Wort. Wollten sie nicht in einem Buch verewigt werden? Hat man sie größtenteils gar nicht erst gefragt? Das, was der Klappentext impliziert ("Wie haben die Kinder von ihrer Herkunft, von ihrer Bauchmama erfahren und wie hat dies ihr Leben geprägt bei ihrer späteren Familie, ihren Herzmamas?"), wurde in der Lektüre für mich nur unzureichend herausgearbeitet.

Jedem Kapitel wird ein Zitat vorangestellt. Manche stimmen nachdenklich und manche gehen mitten ins Herz. 

Die Autorin hat zwar nicht erreicht, dass sich die Schicksale - bis auf eins - bei mir eingebrannt haben, doch sie hat erreicht, dass ich von der Babyklappe und von der anonymen Geburt erfahren habe und davon berichten kann - und viele andere hoffentlich ebenfalls. Denn wie Frau Stangl in einem Interview sagte:

"Familie hat nicht immer was mit Genen zu tun."

©2023 Mademoiselle Cake
 
Zitate:

»Diejenigen, die die Musik nicht hören, glauben, dass diejenigen, die tanzen, verrückt sind.« (S. 41)

»Liebe klammert nicht, Liebe ist weit mehr als behüten und beschützen, knuddeln und liebkosen, füttern und pflegen. Liebe achtet den anderen höher als sich selbst, sie denkt nicht an sich, sondern wünscht sich nicht weniger als das Beste für den geliebten Menschen.« (S. 89)

»Wenn Gott einen Menschen misst, dann liegt er das Maßband nicht um den Kopf, sondern um das Herz. (Corrie ten Boom)« (S. 102)