Rezension

Gänsehaut pur

Lieblingskind - C. J. Tudor

Lieblingskind
von C. J. Tudor

Joe steckt in Schwierigkeiten, nur darum kehrt er nach Arnhill zurück. Eigentlich wollte er den Ort nie wieder betreten. Als er ein Teenager war,  ist seine geliebte Schwester Annie verschwunden und sein ganzes Leben hat sich verfinstert. Die Familie ist zerbrochen, Joe ist auf die schiefe Bahn geraten und hat seinen Job verloren. Aber Arnhill heißt den verlorenen Sohn willkommen- noch immer lauert hier eine unerklärliche Kälte und in den Wänden scheint etwas zu leben. Kann Joe endlich mit der Vergangenheit abschließen und die neuen Kinder Arnhills vor Annies Schicksal bewahren?

"Diese Kälte ist nicht normal. Anders als bei meinem ersten Besuch in diesem Haus. Deutlich anders. Kriechende Kälte. Ein Ausdruck, an den ich seit meiner Kindheit nicht mehr gedacht habe. Kälte, die einem in die Knochen dringt und sich wie ein Eisklumpen in den Eingeweiden einnistet." Seite 72

Der Kreidemann hat mich nicht schlafen lassen, mit Lieblingskind ging es mir genauso. C.J. Tudor beschreibt so gut und fasst so treffend zusammen, die kriechende Kälte ist auf jeder Seite spürbar. Joe ist nicht unbedingt der klassische Sympathieträger, trotzdem leidet man mit ihm und hofft auf ein gutes Ende.
"Er hat es zu etwas gebracht. So sagen wir doch, nicht wahr, wenn wir die äußeren Anzeichen dafür sehen, dass jemand zu Reichtum und Erfolg gekommen ist? Ein großes Haus, teure Kleidung, ein glänzendes neues Auto. Merkwürdig, wie wir Dinge bewerten. Als ob die Fähigkeit, ein großes Haus zu erwerben oder mit dem größten Spritfresser im Stau zu stehen, das Äußerste wären, was wir in unseren wenigen Jahren auf diesem Planeten zustande bringen können. Trotz aller Fortschritte beurteilen wir die Menschen immer noch nach Ziegelsteinen, Tuch und Pferdestärken." Seite 362

Lieblingskind hat mich gefesselt, gegruselt und die halbe Nacht wach gehalten. Die Geschichte ist fast so gut wie der Kreidemann, der Protagonist wieder großartig unvollkommen. Es gibt Überraschungen, schöne Momente und sehr traurige. Das Ende ist "typisch Tudor"- wer alles ganz genau erklärt haben will, sollte das Buch nicht lesen. Am Ende bleibt viel Raum für eigene Gedanken...
 

Kommentare

hobble kommentierte am 09. Mai 2020 um 11:22

was fürs wunschregal