Rezension

Gar nicht dreckige One Pot Pasta

Dreck -

Dreck
von Bill Buford

Bewertet mit 4 Sternen

Interessanter Genre-Mix: Familiengeschichte(n), Reiseberichte, Tagebuch/Biografie, Vorstellung berühmter Köche wie Bocuse, Back- und Weinkunde, Ausflüge in Politik und Geschichte, kurz gesagt: One Pot Pasta

Mit dem Untertitel fasst der Autor ja bereits selbst den wesentlichen Inhalt seines Werkes hervorragend zusammen! Für meine Verhältnisse habe ich ungewöhnlich lange für die Lektüre des Buches "Dreck - Wie ich meine Familie einpackte, Koch in Lyon wurde und die Geheimnisse der französischen Küche aufdeckte", verfasst von Bill Buford und aus der englischen Sprache in die deutsche übersetzt von Sabine Hübner, benötigt.

Ich empfand dieses mir als "Kochbuch" avisierte Buch als Genre-Mix, oder, um beim Thema "Kochen" zu bleiben, ein Eintopf mit vielen Zutaten, wie Familiengeschichte(n), Reiseberichte, Tagebuch/Biografie, Vorstellung immens vieler berühmter Köche, (stellvertretend sei hier jetzt nur Paul Bocuse genannt, dem der Autor mehrmals persönlich begegnete), bei denen Bill Buford teilweise sogar ausgebildet wurde, Back- und Weinkunde, Ausflüge in Politik und Geschichte (beispielsweise Franz I. von Frankreich, Katharina von Medici oder die Résistance im Zweiten Weltkrieg), gewürzt mit der Thematisierung von Mobbing, (Vor)Urteilen und last but not least der Frage, inwieweit sich die französische und die italienische Küche beeinflusst haben. Das erinnerte mich sehr intensiv an - "Wer hat es erfunden?" - das Hin und Her mit der Currywurst zwischen Berlin, Hamburg und dem "Ruhrpott".

Ein gewöhnliches Rezept mit "Man nehme...", Zubereitungstemperatur und -dauer sowie Nährstoffangaben fand ich eigentlich nicht.

Die ständigen Themenwechsel empfand ich mal als abwechslungsreich und mal als anstrengend und nach Unterbrechungen kam ich sehr häufig nur schwer "wieder rein".

Dafür gab es interessante Randinformationen beispielsweise über die Verwendungsweisen von Vanille, das richtige Aufschlagen von Eiern (nur auf ebenen Flächen, keinesfalls an Gefäßrändern, da durch die eingedrückte Schale das Ei-Innere kontaminiert werden kann!) und man erlebte live die artgerechte Schlachtung eines Schweines (merkwürdige Formulierung, eigentlich!) und die Verwertung all seiner Bestandteile.

An manchen Stellen gingen mir persönliche Schicksale ziemlich nahe.

Vermisst habe ich ein Lesebändchen.

Den Titel finde ich suboptimal, auch, wenn es gegen Ende des Buches Indizien für seine Berechtigung gab, und den - teilweise traurigen - Epilog empfand ich als gute Abrundung.