Rezension

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Geballtes Wissen, literarisch einwandfrei verpackt

An den Ufern der Seine - Agnès Poirier

An den Ufern der Seine
von Agnès Poirier

Bewertet mit 5 Sternen

Agnés Poirier lebt und arbeitet sowohl in London als auch in Paris. Mit ihrem Sachbuch #An den Ufern der Seine schrieb sie ein wichtiges Werk zur Geschichte Europas.

 

Die Berichte zur damaligen Zeit beginnen kurz vor der Besetzung durch Hitlerdeutschland. Frau Poirier beschreibt die Ängste der Menschen und auch die Deportationen einiger von ihnen. Wer konnte, floh nach Amerika oder verschwand im Untergrund. Denunziationen waren leider auch in Paris damaliger Zeit nicht selten. Nach der Befreiung durch die Alliierten normalisierte sich das Leben nur langsam. Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot waren an der Tagesordnung und auch das Material zum Heizen bekam man nur auf Bezugsschein.

 

#An den Ufern der Seine belegt in eindrucksvoller Weise, wie Künstler mit den schrecklichen Ereignissen des Krieges umzugehen wussten. Sie leben so als gäbe es kein Morgen. Die Treue zum Partner spielte keine Rolle und niemand nahm Anstoß an gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Autoren schrieben ihre Bücher und das häufig nur durch wenige Stunden Schlaf unterbrochen. Aufputschmittel gab es damals bereits und der Alkohol half dabei, den Kreislauf zu senken und wieder ruhiger zu werden.

 

Für mich war das Buch #An den Ufern der Seine ein weiteres Highlight. Ich habe sehr viel gelernt und erfuhr Dinge, die mir nicht präsent waren. Einige zähle ich auf, damit Sie sich ein Bild von dem umfangreichen Inhalt des Buches machen können:

 

- Werke aus dem Louvre wurden kurz vor dem Einmarsch der Nazis aus dem Louvre gerettet. Dafür sorgte Jacques Jaujard, der damalige Leiter des Museums mit etwa 1000 Helfern. Sie verteilten die Gemälde auf private Häuser und Schlösser und niemand wusste davon.

- Sartre war ein hilfsbereiter Mensch, der viele Freunde vor dem Hungertod bewahrte. Er spendierte seinen Schülerinnen auch das Geld, welches sie für Abtreibungen benötigten.

- Der Werdegang von Dior wird sehr detailliert beschrieben.

- Links der Seine lebten Künstler und ärmere Einwohner von Paris, rechts des Flusses nur Reiche.

- Amerikaner waren die „Hüter der großen Geldbörse“, und warum das so war, erfuhr ich in dem Buch.

- Der Prozess um Wiktor Krawtschenko fand 1949 in Paris statt und durch ihn wurde unter anderem bekannt, wie Gulag und Konzentrationslager funktionierten. Ja, dass es sie tatsächlich gab, war zu dem Zeitpunkt nicht allen Menschen klar.

 

Zu erwähnen ist ebenfalls die sehr gute Arbeit von Monika Köpfer. Sie übersetzte das Buch so, dass es sich nicht vom Original unterscheidet. Das ist keineswegs selbstverständlich.

 

#An den Ufern der Seine muss konzentriert gelesen werden. Es birgt so viel Wissen in sich, dass es wertvoller Bestandteil für die Literatur zur Geschichte Europas ist.

#NetGalleyDE