Rezension

Gefallene Engel

Damian. Die Stadt der gefallenen Engel - Rainer Wekwerth

Damian - Die Stadt der gefallenen Engel
von Rainer Wekwerth

Bewertet mit 3 Sternen

Bevor ich mich genauer zum Inhalt des Buches äußere, muss ich zunächst auf dessen äußere Gestaltung eingehen. Denn diese ist schon etwas Besonderes und weckt im Buchladen sicherlich das Interesse eines stöbernden Lesers: Das Cover des Buches ist in einem schönen Blauton gehalten und wunderschön gestaltet. Die Mitte des Covers nimmt ein Panoramabild von Berlin ein, man erkennt unter anderem den Berliner Fernsehturm. Im oberen und unteren Drittel sind zahlreiche Fledermäuse abgebildet, die dicht und atmosphärisch am Himmel kreisen. Über dieser Szene findet sich nun eine Prägung in einem glänzenden Blau die den Titel "Damian" sowie Engelsflügel zeigt. Es sieht einfach wunderschön aus. Dieses Bild zieht sich auch über den Buchrücken und die Rückseite des Buches weiter, so dass man rundum dieses tolle Cover genießen kann, auch dann, wenn das Buch im Regal steht. Dazu ist das Buch, wie man es vom Arena Verlag gewohnt ist, mit einer hochwertigen Klappbroschur ausgestattet und macht so rundum einfach einen tollen Eindruck.

Nun aber weiter zum Inhalt des Buches:

Mit seinen 418 Seiten ist das Buch schön umfangreich. Ich mag es, wenn man beim Lesen ein dickes Buch in der Hand hält. Die 70 Kapitel, in die sich das Buch unterteilt, sind mit durchschnittlich sechs Seiten alle recht kurz. Dass sie zusätzlich noch in Abschnitte unterteilt sind, dient wohl weniger dazu, dem Leser Lesepausen anzubieten. Vielmehr wird durch die Abschnitte ein Wechsel des Handlungsstrangs eingeleitet oder Verrinnen von Zeit überbrückt. Ein Prolog leitet das Buch auf undurchsichtige und mysteriöse Weise ein, erst nach dem Lesen des Buches versteht man dessen Bedeutung wohl ganz. Ein Epilog gibt schließlich Ausblick auf die Zukunft der Hauptperson Lara.

Diese lernt der Leser bereits im ersten Kapitel kennen. Mit ihren 17 Jahren ist Lara ein typischer Teenager mit typischen Teenagerproblemen: Sie kommt aus einem langweiligen Dorf, in dem nichts los ist, hat zudem Liebeskummer und weiß nicht, wer ihr Vater ist, da dieser die Familie nach Laras Geburt verlassen hat. Irgendwie ist Lara somit eine typische weibliche Hauptperson eines Jugendbuches. Doch die Handlung nimmt schnell unerwartete Züge an, als Lara auf Damian trifft.

Eine zarte Liebesgeschichte entwickelt sich hier, doch es gibt auch andere Veränderungen: Lara beginnt, sich zu verändern. Sie hat Visionen, schreckliche Träume und auch sie selbst wandelt sich. Sie ist gereizt, erkennt sich selbst nicht wieder und entwickelt merkwürdige Kräfte.

Zudem bietet das Buch weitere interessante Charaktere: Satan, Engel und Dämonen. Eine unglaubliche Geschichte breitet sich hier aus, aber die lest ihr wie immer am besten selbst!

Anzumerken ist dazu noch, dass es mehrere Handlungsstränge gibt, die sich mit den verschiedenen Charakteren beschäftigen. Mit jedem Kapitel erfolgt ein Wechsel des Handlungsstrangs, diese werden jeweils der Reihe nach verfolgt und vermischen sich am Ende zu einem großen Hauptstrang.

Abgerundet wird das Buch durch ein Glossar und eine Danksagung des Autors.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.

Auf seiner Homepage verrät der Autor übrigens, dass 2011 eine Fortsetzung des Buches erscheinen soll.

Meine Meinung zum Buch:
* * * * * * * * * * * * * *
Mit seinem lockeren und lebhaften Schreibstil hat mich der Autor direkt für sich eingenommen. Von der ersten Seite an hat es Spaß gemacht, mir von ihm seine Geschichte erzählen zu lassen. Der Satzbau ist recht einfach und wenig anspruchsvoll und so lässt sich das Buch innerhalb kürzester Zeit leicht lesen. Auch jüngere Leser sollten so Spaß am Stil des Autors haben.

Besonders gut gefallen haben mir die unzähligen Beschreibungen des Autors. Er beschreibt einfach alles: Die Personen, ihr Aussehen, ihre Mimik und Gestik, dazu die Umgebung mitsamt ihrer Gerüche und Farben. Rainer Wekwerth gibt sich viel Mühe damit, alles genau und umfassend darzustellen, so dass im Kopfkino des Lesers ein sehr detailreiches Bild entsteht.

Doch nicht alles in diesem Kopfkino ist farbenfroh. Es gibt auch die düstere Seite, die Seite der Dämonen, die mir mit ihren hässlichen Fratzen und ihrem brutalen Auftreten einen Schauer über den Rücken jagen. Blut und Gewalt bestimmen die Szenen, in denen sie auftreten und diese Kapitel habe ich nicht unbedingt gerne gelesen, auch wenn sie natürlich einen überaus wichtigen Teil des Buches ausmachen und man dem Autor anerkennen muss, dass er auch hier ein durchaus greifbares und authentisches Bild zeichnet. Aber ich mochte eben lieber die fröhlichen Teile des Buches, auch wenn diese gerade zum Ende hin immer seltener werden.

Meiner Meinung nach hätte das Buch ruhig noch mehr Seiten haben können. Dann wäre mehr Platz gewesen, um die Handlung der Personen nachvollziehbarer zu gestalten. Vor allem die Gefühlsentwicklungen der Charaktere bleiben sehr im Hintergrund. Lara verliebt sich so schnell in Damian, dass es schwer nachvollziehbar ist. Selbst dann, wenn man auf Liebe auf den ersten Blick glaubt. Hier fehlen mir Emotionen und Romantik.

Insgesamt bleiben die Charaktere recht blass und wenig greifbar. Laras Großeltern, die im Buch eine wichtige Rolle spielen, wurden mir zum Beispiel kaum sypmathisch, da ihnen einfach wenig Gelegenheit dazu geboten wurde. Allein Lara und Damian, die beiden Hauptcharaktere des Buches, waren für mich authentisch und plastisch. Doch es gibt so viele Nebencharaktere in diesem Buch, die Sympathie oder Antipathie wecken könnten, wenn ihnen nur die Gelegenheit dazu geboten würde. Sie sind zwar Bestandteil des Buches, aber es fällt schwer, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Die Handlung des Romans lebt von vielen Andeutungen, die bereits zu Beginn des Buches gemacht werden, aber erst am Ende ein aufschlussreiches Bild ergeben. Wortlose Blicke werden gewechselt, seltsame Fragen werden gestellt und Sätze werden nicht beendet. Doch warum? Der Leser wird dazu aufgefordert, zusammen mit Lara eine Entdeckungsreise zu unternehmen, um die vielen kleinen Geheimnisse zu lüften. Das war sehr spannend und aufregend. Der Autor schafft es, den Leser an das Buch zu fesseln, will man doch unbedingt Antworten auf seine Fragen bekommen.

Auf den ersten Blick erscheint die Handlung des Buches wenig außergewöhnlich, doch ändert sich dies nach dem Lesen der ersten Hälfte des Buches. Es ergeben sich außergewöhnliche Eindrücke und Entwicklungen, bei denen vom Leser erwartet wird, dass er sich auf eine verrückte Geschichte einlassen kann. Ein Pakt wurde in diesem Buch geschlossen, der sehr außergewöhnlich und unmöglich erscheint. Familiengeheimnisse werden gelüftet, deren Ausmaße man kaum erahnen konnte. Mir persönlich waren diese Entwicklungen etwas zu verrückt, aber dafür ist es ja ein Jugend-Fantasyroman.

Im Abschnitt zum Aufbau des Buches habe ich bereits erwähnt, dass in diesem Buch viele Perspektivwechsel stattfinden. Zu Beginn fand ich dies sehr spannend, mit der Zeit wurden diese aber doch sehr ermüdend. Kaum hat man sich in den neuen Handlungsstrang eingelesen, schon wird man wieder fortgerissen und mit einem anderen Charakter konfrontiert. Grundsätzlich ist diese Idee sehr gut, da so ein umfassendes Handlungsgeflecht entworfen wird. Aber leider waren die Kapitel einfach zu kurz. Der Leser hat nur sechs Seiten lang Zeit, den jeweiligen Charakter zu begleiten. Das ist meiner Meinung nach zu kurz. Immer wieder wird man aus der Handlung gerissen und muss sich neu zurecht finden. Das hat den Lesefluss doch sehr gestört.

Schade finde ich, dass Berlin als Stadt recht austauschbar bleibt. Es finden sich nur an manchen Stellen Andeutungen darauf, dass die Geschichte in der Hauptstadt spielt. So wird der Fluss Spree erwähnt oder der Kurfürstendamm. Aber ansonsten finden sich kaum Hinweise auf den Ort der Handlung. Dabei ist Berlin eine Stadt, die sicherlich viele Leser kennen, so dass man hier gut mit dem Vorstellungsbild der Leser arbeiten kann. Das Erwähnen von bekannten Straßen oder Gebäuden könnte für ein plastisches Vorstellungsbild sorgen. Stattdessen zeichnet der Autor ein Bild dieser Stadt, dass man als Leser so kaum kennt, denn es ist ein sehr düsteres und unheimliches Bild. Finstere Straßenecken, Keller und dunkle Parks spielen eine große Rolle. Aber vielleicht liegt darin auch gerade der Reiz des Buches: Der Leser lernt Berlin von einer anderen, düsteren Seite kennen und vielleicht gewinnt diese Stadt gerade dadurch an Reiz.

Leider sind mir einige Rechtschreib- und Ausdrucksfehler aufgefallen. Lara heißt an mancher Stelle plötzlich Laura, der Satzbau scheint nicht immer ganz korrekt und manchen Wörtern fehlen Buchstaben. Das ist zwar nur spärlich und vereinzelt vorgekommen, aber es fällt mir immer schnell auf.

Insgesamt werte ich das Buch als ein solides Werk, dass aber trotz meiner Kritikpunkte nur drei von fünf Sternen bekommt.

Mein Fazit:
* * * * * * *
Ein solides Buch für Leser, die auf Fantasievolles stehen, die sich vorstellen können, dass Engel und Dämonen auf unserer Erde wandeln und die glauben, dass es den Teufel wirklich gibt.