Rezension

Gefangen im Schnee

Das Gewicht von Schnee -

Das Gewicht von Schnee
von Christian Guay-Poliquin

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Schicksal hat sie zusammengeführt, der Schnee hält sie fest. In einem eingeschneiten Dorf weitab draußen verunfallt ein junger Mann und wird dem Außenseiter des Dorfes zur Pflege übergeben. Dieser will eigentlich nur weg, zurück nach Hause. Widerwillig, aber zuverlässig kümmert er sich um seinen Patienten, der zusehends an Kraft gewinnt. Doch als der Schnee nicht weichen will, stoßen die beiden Männer in ihrer unfreiwilligen Gemeinschaft an ihre Grenzen.

Guay-Poliquins Roman nimmt den Leser schon mit den ersten Seiten in seinen eiskalten Griff und lässt ihn erst los, wenn das Schicksal der beiden Protagonisten zu einem Ende gekommen ist. Die ganze Handlung ist geprägt von einer tristen Endzeitstimmung, einer bitteren Kälte und einer großen Einsamkeit; denn obwohl die zwei Männer sich selbst zu Gesellschaft haben, ist doch jeder von ihnen sehr allein. Der Autor kann die Gefühle ungefiltert an den Leser weitergeben. Auch die Beschreibung der Umgebung ist sehr bildhaft; Schnee, Eis und die unbarmherzige Winterlandschaft werden greifbar, fast poetisch der Stil. Die Handlung selbst ist reduziert, nur wenige Figuren treten auf, der Zerfall der weltweiten Gesellschaft wird nur am Rande erwähnt; gerade weil er für die beiden in ihrer Hütte kaum Bedeutung hat. Man verfolgt das Schicksal der beiden fasziniert und atemlos. Ich fand den Roman sehr gelungen, auch wenn ich manche Entwicklung nicht ganz stimmig fand. Ein toller Roman für kalte Winternächte.