Rezension

Gefühlvoll und interessant

Die letzte wahre Geschichte - Tahmina Anam

Die letzte wahre Geschichte
von Tahmina Anam

Bewertet mit 4 Sternen

Eine gefühlvolle Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden höchst unterschiedlichen Kulturkreisen USA und Bangladesh bewegt, ist der im Februar im Insel-Verlag erschienene Roman „Die letzte wahre Geschichte“ der in Bangladesh geborenen und heute in London lebenden Autorin Tahmima Anam (42). Dieser – nach „Zeit der Verheißungen“ und „Mein fremder Bruder“ – dritte Roman der mehrfach ausgezeichneten Schriftstellerin beschreibt die Suche nach der eigenen Identität, um dem Leben eine Richtung und einen Sinn geben zu können. Die junge Paläontologin Zubaida aus Bangladesh verliebt sich in Harvard in den Amerikaner Elijah, heiratet jedoch aus Pflichtgefühl gegenüber ihrer Familie und den familiären Traditionen ihren Jugendfreund Rashid. So lebt Zubaida zunächst ein völlig fremdbestimmtes Leben, an dem sie völlig zugrunde zu gehen droht. Erst im späteren Verlauf der Handlung trifft sie Elijah wieder. Endlich besinnt sie sich auf sich selbst und beginnt, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Schließlich muss sie erfahren, als Baby adoptiert worden zu sein, weshalb sie sich auf die Suche nach ihren wahren Wurzeln, ihrer wahren Identität macht. „Die letzte wahre Geschichte“ lässt die Autorin ihre Protagonistin in Ich-Form erzählen – wohl nicht zuletzt deshalb, weil Tahmima Anam, die in Dhaka geboren, aber in Paris, New York und Bangkok aufgewachsen ist und an der Harvard University studiert hat, in diesem Roman zweifellos autobiographische Erfahrungen und Erlebnisse eingearbeitet hat. An manchen Stellen verliert sie sich vielleicht gerade deshalb allzu sehr in – zumindest für deutsche Leser – eher unbedeutende Kleinigkeiten, wodurch ihr Roman gelegentlich etwas langatmig wirkt. Andererseits ist dieser Gegensatz und Widerstreit zweier Kulturen überaus gefühlvoll, verständnisvoll und sehr tiefgehend geschildert, so dass der Leser viel über das Leben in Bangladesh, dessen Zweiteilung in eine wohlhabende Oberschicht und eine in armen, wenn nicht gar elenden Verhältnissen lebende Unterschicht erfährt. Alles in allem ist „Die letzte wahre Geschichte“ ein interessanter, durchaus lesenswerter Roman – wenn man als deutscher Leser bereits ist, sich dieser fremden Kulturlandschaft im ärmsten Land unserer Welt zu öffnen.