Rezension

Geh nicht unter dicht belaubten Bäumen ...

Septembermädchen - Kathrin Lange

Septembermädchen
von Kathrin Lange

Bewertet mit 3.5 Sternen

... denn dort lauern die Raubtiere. Oder?

Über Raubtiere macht sich Leo keine Gedanken. Die knapp 16jährige ist ein aufgewecktes, normales Mädchen, das zum Handballtraining geht, eine alleinerziehende Mutter hat (die zu allem Überfluss auch noch Psychologin ist), mit ihrer besten Freundin Hannah abhängt oder mit ihrem besten Freund Thommy, der im Rollstuhl sitzt, echt firm am Rechner und ein bisschen (oder auch ein bisschen mehr) in Leo verliebt ist. Als sie eines Abends durch das Industriegebiet läuft, in dem sie Handballtraining hat, stößt sie mit einem blutenden Jungen zusammen - und bevor sie sich von ihrem Schreck erholen kann, küsst er sie. Es ist Elijah, ein Junge, den sie einmal vorher getroffen und süß gefunden hatte. Warum tut er das? Er bringt sie noch zum Bus, bevor er sich verabschiedet und seitdem kreisen alle ihre Gedanken um ihn, besonders, als sie feststellt, dass er in einem der angesagten Schülercafés jobbt. Gerade dort kommt ihm zugute, dass er in Capoeira ausgebildet ist, einer Kampfsportart, die ihm hilft, mit einer Meute Nazis fertig zu werden.
Zur gleichen Zeit verschwindet eine Freundin von Leo. Während anfangs alle davon ausgehen, dass sie Stress mit ihren Eltern hatte, wird Leo unruhig, zumal ein bekannter Straßenpenner sie ständig belästigt und behauptet, sie sei in Gefahr und Amy etwas passiert. Niemand nimmt ihn ernst, weil ihn alle für verrückt halten. Doch ist er das wirklich?
Leo und Elijah kommen sich näher - bis sein Vater energisch versucht, der Sache einen Riegel vorzuschieben. Und dann ist da noch Daniel, der ältere Bruder Elijahs, der sich mehr als seltsam verhält und andeutet, dass Elijah an dem Tod eines Mädchens schuld ist. Leo weiß bald nicht mehr, was sie glauben oder wem sie trauen soll.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und auch und gerade für Jugendliche perfekt. Das Buch lässt sich fix weglesen und macht Spaß. Weniger gut finde ich persönlich, dass ein paar Sachen etwas unglücklich rüberkommen. Zum einen wird impliziert, dass es ok ist, wenn ein Fremder ein Mädchen küsst, wenn sie sich bereits einmal gesehen haben und sie ihn süß findet. Zum anderen gab es eine Stelle, an der von Elijah aus Gewalt ausging, ohne auch nur ansatzweise nach einer diplomatischen oder friedlichen Lösung zu suchen und niemand daran Anstoß nahm, ganz im Gegenteil, jeder fand es gut und Elijah heldenhaft.

Ohne als Moralapostel dastehen zu wollen (zu spät, ich weiß! :D) sind das Sachen, die ich problemlos in einem Thriller für Erwachsene übersehen könnte. Doch obwohl ich weiß, dass die meisten Kinder und Jugendliche sehr wohl in der Lage sind zu differenzieren, finde ich trotzdem, dass hier eine falsche Message verbreitet wird.

Fazit: Ein spannender Jugendthriller mit - in meinen Augen - kleinen moralischen Schwächen. 3,5/5 Punkten.