Rezension

Geheimnisvoll und spannend

Internat der Geheimnisse - Die neue Chance - Inara Scott

Internat der Geheimnisse - Die neue Chance
von Inara Scott

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dancia Lewis passte nirgendwo rein, sie passte sich an...“

 

Dancia lebt seit dem Tod der Eltern bei ihrer Großmutter. Finanziell kommen sie gerade so über die Runden. Deshalb ist sie verwundert, als Werber von der Night Academy bei ihnen vorsprechen. Diese örtliche Privatschule können sie sich nicht leisten. Außerdem ist Dancia in allen Unterrichtsfächern nur Durchschnitt. Gutes Zureden der Großmutter und die Faszination von Cam, einer der Werber und selbst Schüler, sorgen dafür, dass Dancia die Schule probeweise besuchen will.

Die Autorin hat ein spannendes Jugendbuch geschrieben, dass sich zügig lesen lässt. Große Schrift und kurze Kapitel fördern den Lesefluss.

Dancia, die Protagonistin und ich-Erzählerin, hat eine besondere Gabe. Ihre Gedanken werden zu Taten. Da sie weiß, dass sie damit Menschen verletzen kann, hält sie sich zurück. Obiges Zitat gibt ihre Situation sehr genau wieder.

Im Internat bemühen sich zwei Jungen um Dancia. Einer davon ist Cam, der zweite Jack, ein Neuling und Stipendiat wie sie. Dort findet Dancia auch Freundinnen. Doch die Tests und Unterrichtsmethoden des Internats sind merkwürdig. Wer darüber Näheres wissen will, sollte das Buch lesen.

Der Schriftstil ist der jugendlichen Zielgruppe angemessen. Wie in jeder Klasse gibt es auch im Internat die Streber und Angeber, Eifersucht und Zickenkrieg. Versuche von Mobbing dürfen nicht fehlen. Demgegenüber stehen freundschaftliche Zuneigung und uneigenützige Hilfe. Besonders Hennie und Esther fallen hier positiv auf. Sie gehen unvoreingenommen auf Dancia zu. Ausführliche Beschreibung der Örtlichkeiten, passende Metapher bei Ausflügen in die Natur, die Weisheit des Alters beim Gespräch mit Dancias Oma sind weitere Stilmittel. Humorvolle Szenen und Jacks bitterer Sarkasmus sorgen für Abwechslung in der sprachlichen Gestaltung. Rückblicke zeigen die Entwicklung und Verletzungen von Jack, aber auch die Erfahrungen von Dancia mit ihrer Fähigkeit.

Das Internat spaltet – sicher auch die Leserschar. Ich gehöre zu denjenigen, die manche Aussagen der Lehrer hinterfragen würden und dem positiven äußeren Erscheinungsbild skeptisch gegenüberstehen. Das kann man durchaus auch völlig anders sehen, denn für Dancia ist das Internat eine Chance, sich austauschen zu können und zu lernen, ihre Fähigkeiten zu beherrschen.

Die Seitenzahlen werden mit einer zarten Ranke begrenzt. Auch das Cover ist ein Hingucker. Es wirkt geheimnisvoll und rätselhaft.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch oder gerade wegen der Widersprüchlichkeit des Internatsleben. Das gibt der Geschichte die innere Spannung und weckt Interesse an möglichen Folgebänden. Eine Spur Mystik sorgt für eine zusätzliche Facette im Handlungsablauf.