Rezension

Geister der Vergangenheit

Mörderische Angst - Linda Castillo

Mörderische Angst
von Linda Castillo

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Vor 35 Jahren wurde bei einem Überfall ein amischer Vater und vier seiner Kinder ermordert. Die entführer verschleppen die Ehefrau und nur der 14-jährige Billy kann sich retten.
35 Jahre später werde angesehene Bürger der Stadt ermordert. Und irgendwie scheint es eine Verbindung zu dem alten Fall zu geben..

Meinung:

Dies ist der sechste Fall der Polizeichefin Kate Burkholder.
Nach dem Prolog wird dem Leser sofort der erste Mord in der Gegenwart präsentiert. Man ist also sofort mitten im Geschehen. Bereits am Anfang wird sofort eine Verbindung zum Prolog hergestellt. Und nicht nur zum Prolog, sondern vor allem auch zum Motiv.
Als Leser kann man sich also schon sehr früh vorstellen wer hinter den Morden steckt und auch warum.
Natürlich stellt auch Kate die Verbindung sofort her. Allerdings stößt sie auf eine Welle des Schweigens. Leute, die mehr zu wissen scheinen, schweigen beharrlich, anstatt zur Fassung des Mörders zu helfen. Man kann Kates Frustration darüber fast greifen.
Und das ist auch einer der Plus-Punkte von allen Teilen dieser Reihe. Kate Burkholder hat ihre Ecken und Kanten, was sie einfach super greifbar macht. Auch wenn sie durch ihre sehr impulsive Art nicht immer verständlich handelt, bleibt sie immer nahbar. Ich habe eigentlich immer das Gefühl, mitten drin zu sein, anstatt "nur" eine distanzierte Leserin.
Die Ermittlungen und die Fortschritte die Kate macht sind meiner Einsicht nach immer logisch und nachvollziehbar.

Anfangs hatte ich die Befürchtung, dadurch das Motiv und (der vermeintliche) Täter schon so früh bekannt sind, würde der Spannungsbogen einen Abbruch bekommen. Durch immer neue Ereignisse bleibt die Geschichte aber kurzweilig und interessant.

Neben der Hauptstory ist Kates Privatleben auch wieder ein Thema. Obwohl es in diesem Band weniger Platz einnimt, als in den vorherigen Bänden. Ich würde mir wünschen, dass die Autorin auch mal auf die anderen Charaktere (Kates Kollegen z. B.) mehr beleuchtet.

Was mir nicht ganz so gut gefällt, ist das die Autorin teilweise die Motive nicht genug beleuchtet. Vielleicht bin ich da auch etwas voreingenommen, da ich vor kurzem Chris Carter gelesen habe und dort sehr viel auf die Psychologie der Täter eingegangen wird.
Linda Castillo hat das Motiv auch sehr gut beschrieben. Durch die Hintergrundgeschichte und die Vergangenheit wird das Motiv eigentlich klar. Allerdings macht eine solche Vergangenheit nicht unbedingt einen Mörder aus dir. Die Autorin beschreibt das Motiv und schreibt dann, dass der Täter im Laufe der Jahre wahnsinnig geworden ist. Ich glaube aber, dass dieser Kritikpunkt die meisten nicht stören wird. Allerdings interessiere ich mich sehr für Profiling und warum Menschen tun, was sie tun. Und da ist es mit etwas zu wenig, zu sagen dieser Schicksalsschlag hat sie wahnsinnig gemacht.

Auch der Show-Down zum Schluss ist oft ähnlich. Es ist dunkel und regnet aus strömen, sodass Kate nicht viel sehen und hören kann. Da wäre etwas Abwechslung auch nicht schlecht.

Fazit:

Ein durchaus lesenswerter Thriller und eine tolle Fortsetzung der Reihe! Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass die Autorin die Spannung unter den Bedingungen aufrecht erhalten kann. Aber, wie immer, habe ich mich sehr unterhalten gefühlt und freue mich schon jetzt auf die nächsten Fälle.