Rezension

Geister in Sommerpalästen

Die Einladung -

Die Einladung
von Emma Cline

Bewertet mit 4 Sternen

"Sie hatte keine Erinnerung daran, aber möglich war es. Dinge, die sie berührte, schienen immer öfter dem Untergang geweiht."

Alex leistet dem reichen, wesentlich älteren Simon in seinem Haus in den Hamptons Gesellschaft, in jeglicher Beziehung. Das ist hier Leben: Männern zu gefallen und sich regelrecht amöboid in ihr Leben zu fügen. Doch Simon sortiert sie unversehens aus. Alex irrt durch die Hamptons wie Treibgut, von einem Fremden zum nächsten, unerklärlicherweise von dem Gedanken erfüllt, dass Simon sie am Ende der Woche wieder aufnehmen werde, Mit ihr zieht stets ein Gefühl schleichenden, sich allmählich steigernden Unheils, zumal ein ehemaliger Liebhaber ihr dicht auf den Fersen ist...

Wir erfahren die Geschichte ausschließlich durch Alex Augen, verstört durch ihre fast sezierende Scharfsichtigkeit einerseits und gleichzeitige drogenbenebelte Selbsttäuschung. In dieser Welt, in der die Reichen als Geister in Sommerpalästen zu existieren scheinen, wirkt Alex wie ein Brennglas. Der Lesesog, den Emma Cline In reduzierter, verdichteter Sprache bei mir erschaffen hat, ist ein Kunststück.

Bewusst bleibt Cline einige Antworten schuldig, was sicher dazu führt, dass man die Geschichte noch lange im Gedächtnis behält. Das Ende passt zum Inhalt; ich persönlich hätte es mir jedoch an einer anderen Stelle gewünscht, so dass es leider für mich zu einer Antiklimax wurde. Insgesamt hat mich die Autorin aber beinahe so begeistert wie mit ihrem mit noch grüßerer atmosphärischer Dichte erzählten Roman "The Girls".