Rezension

gelungene Dystopie mit einem sehr wahren Kern

PHYSIS - Sophie Hilger

PHYSIS
von Sophie Hilger

Bewertet mit 4 Sternen

Eine verheerende Ölkatastrophe hat die Wasserreserven auf der Erde stark dezimiert und eine Zeit der Einschränkungen und Angst beginnt. Inmitten des Chaos ist die toughe Systementwicklerin Emma Winter an einem bahnbrechenden Projekt beteiligt, welches die Wasserbestände der Welt wieder auffüllen soll. Dass sie dabei in eine übermächtige Verschwörung hineingeraten ist, bemerkt sie viel zu spät. Eine Gruppe Terroristen will das Projekt mit aller Macht verhindern. Doch dann beginnen die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verschwimmen und vor Emmas Augen eröffnet sich eine neue, unbekannte Welt.
Welches Geheimnis hütet der wortkarge Terroristenanführer Sean? Woher stammt die futuristische Ausrüstung der Männer? Und ist Emma bereit, für das Schicksal der Erde ihren moralischen Grundsätzen zu entsagen?

kurze Einblicke: 

Geld regiert die Welt, ganz egal wie marode sie ist.
Seite 13

"Also ich passe auf dich auf. Nicht mehr und nicht weniger", sagte er und nahm einen tiefen genüsslichen Schluck. Dunkles Haar und helle Augen. Die Natur hatte es wirklich gut mit ihm gemeint. Leider hatte sie die Ecken und Kanten vergessen und ihn rundgelutscht wie ein Bonbon.
Seite 74

Ich saß mit einer Horde Drogenjunkies mitten im Wald fest. Das machte die Sache nur schlimmer. Das Zeug senkte die Hemmschwelle bis zur Auflösung. Ich wusste, wovon ich sprach. Man haut es sich in die Synopsen, es rast wie ein Feuersturm durch die Venen, man will schreien, fliegen und rennen zugleich. Und dann ist man nur noch ein Körper, der alles tun kann. Einfach alles.
Seite 124

Alles, was ich wusste, und dies Erkenntnis traf mich härter, als irgendetwas sonst, war, dass diese sterbende Spezies zu allem fähig war. Zu einfach allem. Das der Mensch grausame Dinge tat, um sich aus dem Morast zu zerren und am Ende alles, was er zu greifen bekam, mit sich in die Tiefe riss.
Seite 216

"Na? Alles gut?", fragte er.
Der Mann nickte eifrig. "Sie wissen doch, schlechten Menschen geht es immer gut."
Seite 246

meine Meinung:

Dieses Buch beschert uns Wahrheiten die wir alle kennen!

Wir befinden uns in einer gar nicht allzu weiten Zukunft und die Wasserreserven sind so gut wie verbraucht. Viele Dinge, die für uns selbstverständlich sind, sind somit tabu und die Menschheit verzweifelt daran - wie es wahrscheinlich jeder von uns tun würde. Allein der Gedanke, das ich beim Zähneputzen auf die Wasserration achten muss, oder bei der Toilettenspülung - da muss ich schon mal schlucken.
Und genau dieses Bild setzt die Autorin sehr gut um indem sie mir als Leser sehr schnell klar macht, dass dieser Roman alles andere als ein Roman sein könnte- denn wer weiß wie es in ein paar Jahren um Mutter Natur auf unserem "blauen Planeten" den so steht?

Hiermit hat Sophie Hilger also schon mal punkten können und mich einer erschreckenden Realität ausgesetzt.
Die Wahl der Protagonisten hat einen weiteren Punkt verdient da nicht nur die Geschichte untypisch echt ist, sondern auch die Protagonistin Emma Winter.
Emma ist sowas von untypisch!

Sie ist eine Frau die mitten im Leben steht, in ihrer besten Zeit und man könnte meinen sie genießt es - wäre die gesamte Lebensituation nur nicht so aussichtslos.
Emma trinkt gerne Whisky, sie raucht und flucht und wenn sie abends mal in die Kneipe nebenan geht, nimmt sich sich n lecker Kerl mit heim um ihn morgens wieder zu verlassen. Den was bringt es, eine feste Beziehung einzugehen? Gefühle zuzulassen?

Diese Protagonistin namens Emma Winter ist perfekt und ich mochte sie total!

Der Schreibstil der Autorin ist ein weiterer Punkt, der perfekt in den Plot passt. Aber wie kann ich ihn euch beschreiben ohne das es abwertend klingt? Den das ist er garantiert nicht!
Ich finde Sophie Hilger hat den Schreibstil dem Stetting und der Protagonisten angepasst und somit das Gesamtpaket sehr gut umgesetzt. 

Manchmal etwas rotzig, dann wieder sehr emotional und auch etwas skurril 
- so wie Emma!

Weiterhin eine Ernennung hat der Werdegang der Geschichte, da wir hier nicht nur eine Dystopie als Zukunftsszenario der heutigen Zeit haben, sondern auch das es schon sehr viel mit einem Thriller zu tun hat. 

Den dort wo große Menschen sich einmischen und viel Geld fliesst - dort können Mord, Intrigen und Verrat nicht weit sein!
Eigentlich so gar nicht meins, aber hier genau passend - authentisch und fesselnd.

Und was ich ebenfalls noch erwähnen möchte ist das Ende der Geschichte!
Völlig anders und trotzdem ein HappyEnd (was ich teilweise manchmal echt anzweifelte) könnte der Roman auch durchaus alleine dastehen. Aber gerade da wir den ein oder anderen Strang hier verlieren finde ich es total toll, das es eine Fortsetzung geben wird. 

Ja, ich als geborener Fantasyleser muss sagen, dass mir das hier sehr gut gefallen hat und die Mischung sehr gut umgesetzt ist.

Und ich kann euch sagen, das sobald die Geschichte weiter geht ich hier weiter lesen muss. Klar, das dies für euch bedeuteten, dass ich eine Leseempfehlung ausspreche.