Rezension

Gelungene Mischung aus Grusel, Magie und Abenteuer

Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire - Judith Rossell

Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire
von Judith Rossell

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wenn in der Öllampe tote Motten schwimmen, das Patentkorsett von Tante Augusta knarzt und moralisierende Geschichten aus blutrünstigen Kinderbüchern für Verstörung sorgen, dann kündigt sich ein neues Abenteuer mit Stella Montgomery an. Nach der „bedauerlichen Verwandlung des Mr. Filbert“ liefert der zweite Teil der Reihe mit „Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire“ wieder reichlich Stoff zum Staunen, Gruseln und Mitfiebern.

Weil Stella zuletzt völlig verdeckt und noch dazu in Jungenkleidung bei den Tanten aufgeschlagen ist, gibt es jetzt folgenschwere Konsequenzen: Stella soll von einer Gouvernante unterrichtet werden, und zwar zusammen mit ihrem Cousin und ihrer Cousine, die dafür extra mit dem Schiff nach England kommen. Alle drei leben ab sofort auf dem Anwesen Wormwood Mire, das einst ihr gemeinsamer Vorfahr Wilberforce Montgomery erbaut hat.

Schnell wird es richtig unheimlich: Im Süßwarenladen von Mrs. Spindleweed trifft Stella auf eine hexenähnliche Gestalt, und auch das gefürchtete Ungeheuer im See zeigt sich. Außerdem, so heißt es, sind erst kürzlich drei Schafe verschwunden, und dann macht die Ankunft eines Zahnarztes die Runde, der zugleich eine Kuriositätenschau mit ins Dorf bringt.

Während sich in vielen anderen aktuellen Kinderbüchern die schaurigen Begebenheiten spätestens am Schluss als begründeter Streich oder zumindest als ausgemachte Gemeinheit eines Oberschurken herausstellen, kann man bei Stella Montgomery die meisten Schrecknisse für bare Münze nehmen. Der unappetitliche Anblick einer Fidschi-Meerjungfrau zum Beispiel sorgt nicht nur bei den Dorfbewohnern für Unbehagen. Und der Wanderzahnarzt, der gewaltsam Zähne zieht, dürfte sogar bei Erwachsenen für Gänsehaut sorgen. Selbst die bösartige Kreatur im See löst sich nicht in Wohlgefallen auf.

„Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire“ ist eine gelungene Mischung aus Grusel, Magie und Abenteuer. Dass die Geschichte im viktorianischen England spielt, macht ihren besonderen Reiz aus. Auch wenn manche skurril anmutenden Details aus dem Alltag dieser Epoche – gerade für Kinder – noch etwas anschaulicher beschrieben sein könnten: Die Geschichte ist dicht erzählt und gewinnt durch die düster-melancholisch angehauchte Atmosphäre des 19. Jahrhunderts. Der dritte Teil der Reihe ist für Juli 2019 angekündigt.