Rezension

Genialer Schreibstil, aber schwache Handlung

Zwischen uns die Sehnsucht - Tijan

Zwischen uns die Sehnsucht
von Tijan

Bewertet mit 3 Sternen

Für mich klang die Inhaltsangabe von „Zwischen uns die Sehnsucht“ ziemlich interessant. Das Thema ist eigentlich nicht sonderlich neu. Gerade im New Adult Bereich gibt es durchaus häufiger den Fall, dass ein Mädchen in den Stiefbruder verliebt ist, dennoch war ich gespannt auf die Umsetzung durch die Autorin Tijan.

Die Aufmachung ist ziemlich gut. Durch das Model auf dem Cover ist das Buch in jedem Fall ein Hingucker. Gespannt war ich somit auf den Inhalt. Zunächst wird hier der grundlegende Konflikt vorgestellt. Summer ist in ihren neuen Stiefbruder Kevin verliebt, sodass sie ihr Studium an dem gleichen College beginnt, um mit ihm zusammen zu sein. Dort lernt sie jedoch auch Caden kennen. Einen gut aussehenden, tätowierten jungen Mann, der eigentlich gar nicht zu ihr passt. Dennoch findet sie ihn anziehend und freut sich mit ihm an.

Das klingt erst einmal nach einer spannungsgeladenen Dreiecksbeziehung. Von der Autorin wird dies auch sprachlich sehr gut umgesetzt. Das Buch ist so gut geschrieben, dass ich mir alles bildlich vorstellen konnte, ich habe mit Summer in dem Konflikt gesteckt und wollte immer wissen wie es weiter geht. Als ich mit dem Buch angefangen habe, war ich eigentlich nicht darauf eingestellt, eine schlaflose Nacht zu haben, weil ich das Buch nicht weglegen konnte. Dennoch war es so.

Für die Grundidee und die sprachliche Umsetzung hätte das Buch eigentlich fünf Sterne verdient. Der Grund, warum das Buch schlussendlich für mich nur mittelmäßig war, ist die Entwicklung der Geschichte. In einer Rezension ist es echt schwierig damit zu argumentieren, weil ich hier nicht alles vorweggreifen möchte, aber ich versuche es dennoch einmal zu erklären ohne zu viel zu verraten.

Wie in dem Klappentext handelt etwas das das erste Drittel des Buches von der Dreiecksbeziehung zwischen Summer, Kevin und Caden. Anschließend entwickelt sich die Geschichte weiter, was auch noch vollkommen in Ordnung wäre. Langsam bereitet sich dann der Leser auf das Ende vor und hat schon halb mit der Geschichte abgeschossen, als dann viel größere neue Probleme auftauchen. Außerdem bringt jeder Charakter, der hier vorgestellt wird, neue Thematiken mit. Es gibt dadurch keinen klaren roten Faden, sondern eher ein Spinnennetz von Themen und Handlungen. Der Leser muss darauf vorbereitet sein, dass es hier auch um Selbstmordgedanken, Trauerbewältigung, Familienprobleme und Verantwortungsbewusstsein geht. Gegen all diese Themen haben ich nichts. Wenn sie gut in die Geschichte eingebunden werden, dann lese ich auch gerne darüber und beschäftige mich gedanklich damit. Ich mag es nur nicht, wenn ich ohne vorherige Andeutungen plötzlich im letzten Drittel mit so Themen einfach überschüttet werde.

Der Aufbau und die Entwicklung der Geschichte haben mir hintenraus leider den Lesegenuss kaputt gemacht. Natürlich war es auch am Ende noch sehr gut geschrieben, aber hier wirkte die Geschichte einfach unglaubwürdig.