Rezension

Gereon Raths 4. Fall

Die Akte Vaterland - Volker Kutscher

Die Akte Vaterland
von Volker Kutscher

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1932, es ist Juli und ein Schnapslieferant stirbt im Lastenaufzug in einem der angesehensten Häuser Berlins, im Vergnügungstempel „Haus Vaterland“ am Potsdamer Platz. Kommissar Gereon Rath wird beauftragt diesen Fall zu lösen, denn der Getötete starb durch Ertrinken. Aber wie soll das nur in einem Lastenaufzug möglich sein? Rath verfolgt eine heiße Spur, die ihn alsbald nach Treuburg in Ostpreußen führt und er macht dort eine außerordentliche Entdeckung, die ihn das Leben kosten könnte. Weitere Morde folgen und Kommissar Rath gerät immer mehr in die Schusslinie.

Der Autor präsentiert sehr realistisch wie die Zeit damals war. Zum einen zeigt er den Rassenhass auf (Bsp.: Masuren wollen lieber Preußen als Polen sein, Charly trifft sich mit einem Farbigen, was die Leute tuscheln lässt), aber auch wie Frauen in der damaligen Zeit behandelt wurden (Bsp.: Charly wird mehrfach sexuell belästigt, man traut ihr den Polizistenjob nicht zu). Auch die politischen Auseinandersetzungen werden authentisch dargestellt.

Während sowohl Anfang als auch Ende äußerst gelungen sind, schwächelt der Mittelteil doch sehr stark. Hier geraten die Ermittlungen doch sehr ins Stocken und der Leser muss dem Kommissar mehr beim Rauchen, Trinken und Fremdgehen beobachten, statt beim Lösen des Falls. Mir persönlich war der Herr Kommissar auch einfach an einigen Stellen zu arrogant und zu sehr darauf bedacht, den Fall allein zu lösen, auch wenn er sich dadurch in außerordentliche Schwierigkeiten gebracht hat.

Gesamt betrachtet war das Buch durchaus unterhaltsam, aber man musste sich hierfür auch wirklich sehr viel Zeit nehmen, um alles zu verstehen und mit verfolgen zu können. Den Roman liest man ganz bestimmt nicht mal so nebenbei weg.

Dies war mein erster Gereon Rath Fall und wird wohl bis auf Weiteres auch der letzte gewesen sein, da ich nicht weiß, ob ich dem werten Kommissar noch eine Chance geben kann.

Fazit: Nur bedingt empfehlenswert. Schon spannend, aber eben eine echte Leseherausforderung!