Rezension

gewiss nicht mein liebstes Buch von ihm

Das Geheimnis von Zimmer 622
von Joël Dicker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es kostet schon Mühe ein Geheimnis zu lüften

Der Schriftsteller macht Urlaub in einem Nobelhotel in den Alpen und lässt sich von einer Urlaubsbekanntschaft dazu überreden, das Geheimnis von Zimmer 622 zu lüften. Dieses Zimmer gibt es nämlich nicht, es gibt Zimmer 621, 621 a und 622. Bei der Nachfrage hält sich das Hotelpersonal bedeckt. Deshalb ist die Neugier des Schriftstellers und seiner schönen Bekannten geweckt und die beiden beginnen zu ermitteln.

Dicker nimmt den Leser mit auf verschiedene Zeitebenen und verschiedene Geschichten. Darin geht es um Liebe, Freundschaft, Verrat, entäuschte Hoffnung, Ehrgeiz, Täuschung und ja, der Mord kommt auch darin vor. Das Ganze ist angesiedelt in der schweizer Finanzwelt, in der die berühmte Bank Ebezner das Geld der Reichen verwaltet, speziell um die Nachfolge des verstorbenen Präsidenten und um die Gäste des exclusiven Hotels Palace de Vebier. Liebe und entäuschte Liebe sind ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte und Motivation der Protagonisten - und der Geheimdienst hat auch seine Finger im Spiel. Außerdem hat sich der Schriftsteller selbst und seinen verstorbenen Verleger und Freund in den Roman geschrieben, und auch der Schriftsteller kämpft mit der Liebe, dem Schreiben und dem Verlust.

Dickers Roman ist sehr vielschichtig. Die Geschichte an sich ist interessant, aber die Lektüre empfand ich vor allem gegen Schluss als anstrengend. Die Figuren und Handlungen empfand ich mit Fortschreiten der Geschichte immer mehr als konstruiert und unglaubwürdig. Hinzu kam das sehr häufige Springen zwischen den verschiedenen Zeitebenen, gefühlt auf zwei Seiten tummelten sich die Handelnden auf 4 Zeitebenen. Und ständig gab es diese Andeutungen, dass einer Person etwas klar wurde oder sie etwas entdeckt hatte, aber was, das erfuhr der Leser erst viel später. Das ist grundsätzlich nicht schlimm und erhöht die Spannung, aber andauernd hätte ich das nicht gebraucht. Es wurde mir einfach zu viel.

Dass sich Dicker selbst als "der Schriftsteller" und sein Verhältnis zu seinem Freund und Verleger in den Roman eingebracht hat, hat mich nicht gestört, aber unterstützt hat des den Roman auch nicht.

Die Sprache mochte ich sehr.

Insgesamt war es für mich ein Buch, auf das ich mich einlassen musste und dass sich nicht mal so eben schnell weglesen lies. Nicht schlecht aber auch kein "must read".