Rezension

Glück und Unglück am Ende der Welt

Die Liebenden vom Ende der Welt - Midge Raymond

Die Liebenden vom Ende der Welt
von Midge Raymond

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman erzählt die Geschichte einer Biologin, die zwei Berufe unter einen Hut bringen muss: Sie ist Reiseführerin auf einem Kreuzfahrtschiff, das den südlichen Polarkreis überquert und zugleich Naturforscherin, die den Lebensraum von Pinguinen erforscht.

Die Überschrift des ersten Kapitels „Eine Woche vor Schiffsuntergang“ lässt bereits Dunkles erahnen und baut so einen Spannungsbogen auf. In mehreren Rückblenden lässt uns die Ich-Erzählerin Deborah an verschiedenen Phasen ihres Lebens teilhaben: wie nach dem Studium ihr Interesse für Pinguine geweckt wurde, wie sie auf der Forschungsstation in der Antarktis ihre große Liebe Keller Sullivan kennenlernte bis hin zur Gegenwart.

Obwohl ich mich mehr für Geistes- als für Naturwissenschaften interessiere, konnte ich mich sofort mit der Hauptfigur identifizieren. Ihre Begeisterung für die Schönheit der Antarktis und ihr Zwiespalt sind allgegenwärtig und gut nachvollziehbar: Einerseits möchte sie die Touristen für den Naturschutz sensibilisieren, andererseits ist ihr bewusst, dass trotz größter Vorsicht auch diese Schiffsreisen die Tier- und Naturwelt gefährden.

Mit viel Sachkenntnis stellt uns die Autorin die Eigenheiten verschiedener Pinguinkolonien und die ökologischen Veränderungen des Lebensraums vor. Zwischenmenschliche Krisen unter den Passagieren, die sich zuspitzen, und Deborahs Bemühen, ihre Beziehung und ihren Beruf in Einklang zu bringen, sowie die unbarmherzige Härte der Natur, die sich gegen den Eroberungsdrang der Menschen rächt, haben mich bis zum Schluss in Bann gehalten und zutiefst berührt.