Rezension

Gott wird uns Wakefields niemals verlassen. Nicht, solange wir ihm vertrauen.

Das Schwert der Wahrheit - Gilbert Morris

Das Schwert der Wahrheit
von Gilbert Morris

Gott wird uns Wakefields niemals verlassen. Nicht, solange wir ihm vertrauen.

Sir Robert Wakefield ist seiner Frau von Herzen zugetan, einzig die Tatsache, dass aus der Ehe keine Nachkommen hervorgingen, bekümmert den gutaussehenden Edelmann. Durch eine schicksalhafte Fügung erfährt er voller Staunen und Freude von der Existenz eines unehelichen Sohnes. Der junge Mann ist das Ebenbild seines Vaters, zudem intelligent, tapfer und von aufrechter Gesinnung. Seine tief gläubige Mutter vermittelte ihm bereits in frühen Jahren den christlichen Glauben, der auch für Sir Roberts Ehefrau Jane von größter Bedeutung ist. Myles Wakefield erfährt liebevolle Annahme und große Wertschätzung und wird in allen wichtigen Dingen unterwiesen, die für den zukünftigen Herren auf Wakefield wichtig sind. Das Leben auf dem Hofe König Heinrich VIII, eine Intrige eines neidischen Verwandten und eine unerfüllte Liebe beschäftigen den jungen Mann. Als er darüber hinaus den Priester und Gelehrten William Tyndale und dessen Leidenschaft für die Übersetzung der Bibel ins Englische kennenlernt, unterstützt er die Vision dieses außergewöhnlichen Mannes. Doch das Leben unter der Herrschaft eines überheblichen und von sich selbst eingenommenen Königs birgt unzählige Gefahren, und letztendlich müssen Myles Wakefield und seine Angehörigen um ihr Leben bangen…

Der Einstieg in die Buchreihe des Autors Gilbert Morris in Form dieser bildgewaltigen und mit faszinierenden historischen Daten gespickten Geschichte war ein grandioses Leseerlebnis. Der einnehmende Schreibstil, die hervorragend gezeichneten Charaktere und die hohe Authentizität dieses Romans besaßen eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Der vorliegende erste Band thematisiert den Zeitraum zwischen 1513 und 1534 und beginnt mit der Lebensgeschichte einer Dienstmagd, die mit ihrem sechsjährigen Sohn vor den Übergriffen ihres Dienstgebers flieht. Die Lebensumstände der Bevölkerung dieser Zeit, aber auch das ausschweifende und lasterhafte Leben am königlichen Hof wurden eindrucksvoll beschrieben. Heinrichs Bestreben zur Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragon, seine Sehnsucht nach einem männlichen Erben sowie die Beziehung zu seiner Mätresse und späteren Ehefrau Anne Boleyn sind Themen dieses ersten Buches. Anschaulich berichtet der Autor über die großen Veränderungen unter der Herrschaft Heinrich VIII., welcher England letztendlich in die Reformation führte und auch für die Inhaftierung und Hinrichtung William Tyndales verantwortlich zeichnete. Die Lebensgeschichte dieses tief gläubigen Gelehrten, dem die Übersetzung und breite Verteilung der Bibel in englischer Sprache zu verdanken ist, wird auf beeindruckende Art und Weise vermittelt.

Myles Morgan fungiert zwar als Protagonist dieses Buches, seiner Familie und seinem Umfeld wird jedoch ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteil. Dem Autor ist es gelungen, die Figuren seines Romans mit hoher Authentizität auszustatten, die Charaktere sind facettenreich beschrieben, den Gedanken und Emotionen der handelnden Personen wurde überzeugend Ausdruck verliehen. Mit der grazilen Schönheit und Herzensbrecherin Isabella Bourneville sowie der sanftmütigen und hübschen Hannah Kemp treten zwei ganz höchst konträre Frauen in Myles‘ Leben. Während sich Myles Familie in Gestalt seiner leiblichen Mutter Margred, seinem Vater Sir Robert sowie der sanftmütigen Stiefmutter Lady Jane als liebevolle und gläubige Menschen entpuppen, macht ein entfernter Verwandter dem Protagonisten das Leben schwer. Seine Bitterkeit, seine abgrundtiefe Verachtung und sein Hass dem Erben von Wakefield gegenüber bringen zusammen mit Myles‘ Freundschaft zu William Tyndale Spannung und Gefahr ins Buch. Heinrich VIII und sein Hofstaat stehen auf der Sonnenseite des Lebens, seine Frauen und engsten Ratgeber bewegen sich aufgrund der Launenhaftigkeit und des Hochmuts des Königs jedoch stets am Rande des Abgrunds.

Abschließend möchte ich auf die gefällige optische Aufmachung dieses Buches, auf die übersichtliche Gliederung der vier Buchteile unter exakter Anführung der Zeit der Handlung sowie den geschichtlichen Überblick im Anhang hinweisen, der auch eine Aufstellung der Wakefield-Dynastie und des Königshauses beinhaltet.

Fazit: Mit „Das Schwert der Wahrheit“ als erster Band der neu aufgelegten Wakefield-Saga hat der SCM-Verlag mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet. Jeder, der historischen Romanen zugetan ist und sich für das Leben in England zur Zeit Heinrich VIII. interessiert, wird von diesem Buch fasziniert sein. Die starke Gewichtung auf den christlichen Glauben und die Tatsache, dass Gilbert Morris sich hervorragend gezeichneter Charaktere bedient, machen diesen akribisch recherchierten Roman zu einem regelrechten Lesehighlight. Völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung für dieses Buch, auf dessen Nachfolger ich mich sehr freue!