Rezension

Historischer Roman über William Tyndale. der die Bibel übersetzte

Das Schwert der Wahrheit - Gilbert Morris

Das Schwert der Wahrheit
von Gilbert Morris

Bewertet mit 5 Sternen

„...Und wenn ein Falkner einen seiner Vögel verliert, dann verliert er einen Teil seines Lebens. Alle die Stunden, die du in einen Falken oder Habicht investierst, machen ihn zum Teil deines Lebens...“

 

Margred Morgen muss mit ihrem kleinen Sohn Myles fliehen, weil der Gutsbesitzer ihr nachstellt. Nach einem Gebet wurde ihr offenbart, das sie sich an den Fluss Severn begeben soll. Dort findet sie eine Arbeit im Gutshaus. Myles wird von Nob als Falkner ausgebildet.

Dann aber erkrankt Margred an Fleckfieber. Sie schickt Myles zu Sir Robert Wakefield und bittet ihn, zu ihr zu kommen. Er ist Myles Vater. Er und seine Frau Jane nehmen Myles als Sohn bei sich auf.

Der Autor hat einen spannenden und tiefgründigen historischen Roman geschrieben.

Die Geschichte beginnt im Jahre 1513. Einundzwanzig Jahre lang darf ich Myles auf seinen Lebensweg begleiten. Zwei historische Ereignisse tangieren sein Leben entscheidend. Das ist zum einen das Hofleben unter König Heinrich VIII. Zum anderen ist es die Bekanntschaft mit William Tyndale, der die Bibel in die englische Sprache übersetzt hat.

Sehr genau werden die gesellschaftlichen Verhältnisse wiedergegeben. Als Knecht ist Myles grundsätzlich der Schuldige, auch wenn der Sohn des Barons die Tat ausgeheckt hat. Folgendes Zitat zeigt, dass der Baron seine Schwäche kennt:

 

„...Dann schreckte er zusammen, als seine Augen den Blick des Falkners auffingen. Obwohl Nob kein Wort zu ihm sagte, war Sir Geoffrey klar, dass er gewogen und zu leicht befunden wurde...“

 

Als Myles bei seinem Vater aufgenommen wird, mahnt ihn Tyndale:

 

„...Gott prüft auf zweierlei Weise: Durch Mühsal oder durch Wohlstand...“

 

Myles hatte zwei Frauen an seiner Seite, die ein gottgefälliges und tiefgläubiges Leben geführt haben. Das war seine Mutter Margred und Jane Wakefield. Jane hatte keine eigenen Kinder. Im Gegensatz zu den Regeln der Zeit hat ihr das ihr Mann nie vorgeworfen. Beide führten eine harmonische und liebevolle Ehe. Gemeinsam und mit behutsamer Hand lehren sie Myles alles, was er wissen und können muss, um sich in Adelskreisen bewegen zu können.

Die Gespräche mit William Tyndale, der unter anderem Kontakt zu Jane unterhält, gehen in die Tiefe des Glaubens.Er hat sich von Luther inspirieren lassen und wird seinen Weg konsequent gehen. Dazu aber muss er England verlassen und sich selbst im Ausland vor den Häschern der Krone verbergen. Der Autor lässt mich wissen, wie es gelang, die Bibel nach England zu schmuggeln. Tyndale rät seinen Helfern:

 

„...Wenn die Bibel selbst mit klaren Worten spricht, dann können wir sicher sein, dass wir auf festem Grund stehen. Aber in Fällen wie diese hier, in denen die Bibel uns keine deutliche Weisung gibt, müssen wir uns auf den Heiligen Geist verlassen. Er ist imstande, uns mit Gewissheit zu sagen, was der Wille Gottes ist...“

 

Gleichzeitig werden die Intrigen am Hofe aufgedeckt. Dort regieren Oberflächlichkeit und Ablenkung. Doch die Gunst der Königs ist sehr fragil. Wer heute noch an obersten Stelle stand, kann morgen auf dem Schafott landen. Sein wichtigstes Ziel ist die Geburt eines Sohnes und Nachfolgers. Dazu ist ihm jedes Mittel recht.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern an Beispielen gezeigt, wie ein starker Glaube durch manch Widrigkeiten des Lebens führt.

Ein geschichtlicher Überblick und zwei kurze Stammbäume sowie ein Ausschnitt aus Band II vervollständigen das Buch.