Rezension

Gottesdemenz

Die Ewigkeit ist ein guter Ort -

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
von Tamar Noort

Bewertet mit 4 Sternen

Tatsächlich hat mich der Titel „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ total neugierig gemacht. Und auch das Cover finde ich wirklich interessant und ansprechend gestaltet. Ich weiß gar nicht so genau was ich mir darunter versprochen hatte, eine philosophische Reise vielleicht oder auch einfach einen schönen Roman. Die leichte Ernüchterung folgte beim Klappentext. Mit Büchern deren zentrales Thema Gott ist, habe ich es normalerweise nicht so. Ich bin nicht gläubig und kann mich daher mit derartigen Geschichten oft nicht identifizieren. Jetzt hat mich aber Elkes Gottesdemenz doch neugierig gemacht und so wollte ich dem Buch eine Chance geben. 

Zum Inhalt: Nachwuchs-Pastorin Elke liebt Gott, die Stimmung in der Kirche, das Blättern im Gesangbuch und die Erhabenheit, für die all dies steht. Doch plötzlich kann sie sich an keinen Psalm und kein Gebet mehr erinnern und selbst beim Vorlesen göttlich biblischer Text stockt sie. Hat Gott sie verlassen? Und was bedeutet das für ihren weiteren Werdegang und ihr bisheriges Leben?

Das zentrale Thema, nämlich das „Wohin geht Gott wenn er uns verlässt“, fand ich an sich doch ganz interessant, besonders in Elkes Lebensumständen. Sie hat einen Pastoren-Vater, der hofft sie würde seine Nachfolge antreten und einen Freund, der Atheist ist und die ganze Gottesdemenz so gar nicht nachvollziehen kann. Und dann steht da noch dieser Elefant im Raum, dass Elkes Familie eigentlich aus einer Person zu wenig besteht und die Lücke, die diese Person hinterlassen hat, scheinbar immer größer wird. Elkes Familiengeschichte und die wie die ganze Familie mit dem erlebten Schicksalsschlag (nicht) umgeht, fand ich nochmal deutlich interessantes als das Thema Gottesdemenz, auch wenn sich da natürlich irgendwie gegenseitig bedingt. So wird viel verdrängt und totgeschwiegen, was wahrscheinlich das eigentliche Problem bzw. zentrale Thema im Buch ist. 

Mit Elke bin ich nicht warm geworden. Und nicht nur das, zwischenzeitlich war ich regelrecht angenervt von ihr. Wie sie sich mit kindlicher Naivität in persönliche Verzweiflung stürzt, gleichzeitig aber jegliche Konfrontation scheut. Immer wieder hatte ich das Gefühl, das Mädel bricht in Tränen aus; das kann natürlich auch an der Sprecherin gelegen haben (ich hab das Hörbuch gehört). Für eine Erwachsene, die andere Menschen anleiten und ihnen Trost spenden soll, wirkte sie selbst zu verloren, zu bedürftig. Und ist dann auch noch bockig, wenn ihr nicht alle Welt zu Hilfe eilt. Zum Glück macht auch Elke auf der Suche nach Gott und ihrer Berufung eine entscheidende Entwicklung durch, sodass es mich am Ende etwas mit ihr versöhnt hat. 

Ich mochte die ruhige Art, mit der die Geschichte erzählt wird. Sie fließt so vor sich hin, durchzogen von Elkes Gedanken, Wünschen und Hoffnungen. Viele der Fragen, die sich Elke stellt haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, sodass es interessant für mich war, ob sie wohl Antworten auf ihre Lebenskrise finden würde. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, mit kleinen Abstrichen für die Protagonistin und die Absurdität gewisser Szenen. Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen