Rezension

Grandios - mit einigen Schwächen

Der Wind kennt meinen Namen -

Der Wind kennt meinen Namen
von Isabel Allende

Bewertet mit 4 Sternen

Der Wind kennt meinen Namen von Isabel Allende erzählt die Geschichten von drei Kindern, die zeitlich und geografisch weit auseinander liegen. Den Kindern ist gemein, dass sie aus ihrer Heimat flüchten mussten.

Als Kind jüdischer Eltern in Österreich, wird der sechsjährige Samuel 1938 mit einem Kindertransport nach England geschickt. Er wächst bei einer Pflegefamilie  auf und überlebt als Einziger seiner Familie den 2.Weltkrieg.

Nach einem Massaker in ihrem Dorf El Mozote in El Salvador im Jahr 1981, flüchtet Letitia mit ihrem Vater in die USA. Neben all den Entbehrungen zählt die schwimmdende Überquerung des Rio Grande zu ihren schlimmsten Erlebnissen. Viele Jahre später besucht Letitia ihren Heimatort und findet nicht einen Hinweis auf ihre Familie.

Die sehbehinderte siebenjährige Anita  flüchtet mit ihrer Mutter vor der Gewalt aus El Salvador. Sie wird an der Grenze in Arizona durch die amerikanischen  Einwanderungsbehörde von ihrer Mutter getrennt und landet in einem Kinderheim. Sie sucht in Azabahar Zuflucht, einer magischen Welt, die nur in ihrer Fantasie existiert.

Wie hängen diese Schicksale zusammen? Was verbindet diese Menschen? 
Als Sozialarbeiterin eines Hilfsprojektes versucht Selena gegen die amtlich verordnete Unmenschlichkeit der amerikanischen Regierung vorzugehen. Unterstützung erhält sie durch den Anwalt Frank, der sich inhaltlich und emotional auf neuem Terrain bewegt. 

Teilweise wirkt das Buch auf mich etwas hölzern. Allende erklärt die Geschichte des Nationalsozialismus und versucht möglichst viele Informationen über die Flüchtlingspolitik unterzubringen. Erst mit Letitia und Anita, beginnt sich die Geschichte zu entwickeln. Allende nimmt einen auf eine traurige und furchtbare Reise mit. In diesem Roman wird einem vor Augen geführt, welch einem Leid und welcher Willkür flüchtende Kinder ausgesetzt sind. Was wird aus den Kindern? Wie können Sie Ihre Erlebnisse verarbeiten? Politisch ein absolut aktuelles Thema.

Ich hätte mir gewünscht, dass Allende den Charakteren mehr Zeit gelassen hätte.  Durch den Charakter von Samuel kann man sich davon eine Vorstellung machen, wie Erinnerungen vergraben werden können. Zu abrupt endet die Geschichte, da wäre mehr Tiefe möglich gewesen.

Fazit: Für Fans von Allende  ein Muss, für Einsteiger würde ich ein anderes Buch von ihr auswählen.