Rezension

Grandiose Fortsetzung

Der Duft von Erde nach dem Regen -

Der Duft von Erde nach dem Regen
von Anna Thaler

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich mit großer Begeisterung den ersten Teil „Das Land, von dem wir träumen“ gelesen habe, wartete ich neugierig und spannungsgeladen auf die Fortsetzung. Endlich ist mit dem Roman „Der Duft vom Erde nach dem Regen“ von Anna Thaler, der im Juni 2022 im Knaur Verlag erschienen ist, die Warterei beendet. Die Reise zum Leidinger Hof geht endlich weiter und so freute ich mich auf ein Wiedersehen mit Franziska und Co.

Erneut konnte mich der flüssige und flüssige Schreibstil der Autorin sofort in seinen Bann ziehen und bereits nach den ersten Sätzen fand ich mich auf dem Hof der Familie Leidinger wieder. Glücklicherweise war hier die Spanne zwischen den beiden Bänden relativ kurz und so waren die vergangenen Geschehnisse aus Band eins schnell präsent. Es war wie eine Art nach Hause kommen, um alte Bekannten zu treffen. Ich liebe die Charaktere, die Anna Thaler geschaffen hat. Authentisch, lebensnah und zeitgemäß. Mit ihren Ecken und Kanten spiegeln sie perfekt das damalige Leben wieder und man könnte meinen, diese Personen hätte es tatsächlich gegeben. Leider ist dem nicht so, denn hierbei handelt es sich um fiktive Figuren. Der zweite Teil knüpft nahtlos an den ersten an und somit hat es ein Quereinsteiger sehr schwer, sich in die Geschichte hinein zu finden. Vorab sind schon zu viele Ereignisse und Themen behandelt worden, die jetzt weitererzählt werden. Mittlerweile sind wir in dem Jahre 1936 angelangt. Franziska Leidinger führt mit ihrem Mann Wilhelm den Leidinger Hof weiter, aber neben der Apfelplantage möchte sie eine Pension eröffnen. Nicht nur die Umbauten bereiten Franziskas Familie Sorgen, sondern auch die politische Lage, die immer aggressiver wird. Franziska hat Angst um ihre jüdischen Freunde, die immer mehr um ihr Leben bangen müssen. Auch Johanna, die Cousine von Franziska, hat ihre Sorgen. Zum einen will ihr Arbeitgeber die Schneiderei aufgeben um in den Wohlverdienten Ruhestand zu gehen und zum anderen ist da Gustav, den sie mehr als nur liebt. Aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern: Gustav Vater will die Beziehung nicht. Wird es für Franziska und Johanna eine Art Happy End geben und werden sich ihre Träume doch noch verwirklichen lassen? Oder wird die politische Situation alles zu Nichte machen?

Wer schon den ersten Band kennt, merkt recht schnell, dass Anna Thaler immer noch Feuer und Flamme für ihre Südtirol Reihe ist. Für sie ist es keine einfache Geschichte, die sie so erzählt, es ist eine Herzenssache. Angefangen von den Charakteren, über die Kulisse und dem historischen Kern. Hier stimmt einfach alles. Wie schon im vorangegangenen Roman hat sie auch hier wieder geschichtliche Fakten und Informationen über die Südtiroler Geschichte zusammengetragen, sie ausgewertet und sie perfekt in die Geschichte einzuwebt. Es ist höchst interessant und spannend zu gleich, die politische Situation aus der Sicht Südtirols kennenzulernen. Ich kann mich nicht erinnern, dass dies jemals im Geschichtsunterricht zur Sprache gebracht worden ist. Dieser Roman endet im September 1939 mit Kriegsbeginn.  Es ist schon so eine Art Cliffhanger, denn jeder weiß, wie es bis 1945 in der Welt zuging.

 

Die knapp 350 Seiten waren recht zügig gelesen und jetzt warte ich sehnsüchtig auf Band 3. Zu gerne möchte ich wissen, wie Franziska und Co, die Kriegsjahre und Nachkriegszeit überstanden haben. Wie wird es weitergehen mit der Pension Leidinger oder Johanna?

4 von 5 Sternen und ich kann und muss diese Südtirol Reihe einfach weiterempfehlen. Unterhaltsam und lehrreich.