Rezension

Grausige Märchen und Sagen

So rot wie Blut -

So rot wie Blut
von Julian Auringer

Bewertet mit 4 Sternen

Märchen begleiten uns von Kindheitstagen an. Während mittlerweile Film- und Fernsehen romantische Alternativen zeigen, finden sich in diesem Buch grausige Versionen, die bei genauer Betrachtung zum Fürchten sind.

Ich mag Märchen und ich liebe Horror-Geschichten. Wenn man an die glanzvollen Zeichentrickversionen von Disney und Co. denkt, erschließt sich kaum ein Zusammenhang. Gräbt man aber tiefer und fördert alte Versionen der Märchen zutage, merkt man schnell, dass sie für Freunde des dunklen oder blutigen Genres durchaus geeignet sind.

In diesem Buch sind rund 40 Märchen und Sagen aus dem deutschen Sprachraum gesammelt, die Julian Auringer anhand des Faktors Grausigkeit ausgesucht und zusammengetragen hat. 

Die Grausamkeit zeigt sich in blutigen Strafen, furchtbaren Todesarten, eisigen Herzen und verbitterten Handlungen, die meist nicht allzu detailliert dargestellt sind.

Beim Lesen ist mir sofort aufgefallen, dass ich die meisten Märchen in genau dieser Version aus ein meiner Kindheit kenne. Ich erinnere mich an alte Märchen- und Sagenbücher meiner Eltern, die sie selbst als Kinder verschlangen und bei Großeltern oder im heimischen Regal für mich bereit standen. Somit habe ich mich gefreut, die Geschichten von Dornröschen, Cinderella und Rapunzel abseits der bekömmlicheren Verfilmung auf der Leinwand in ihrer grausamen Pracht erneut zu lesen.

Manche Märchen und Sagen sind nur eine Seite lang, andere sind detaillierter beschrieben und füllen längere Abschnitte. Mein Lieblingsmärchen ist „Aschenputtel“, welches sich hier als „Aschenpüster“ einen Namen macht, dich gefolgt von „Von einem der auszog das Fürchten zu lernen“, die in ihrer alten Version durchaus für Gänsehaut sorgen.

Die Sprache ist meiner Meinung nach unverändert in verstaubt anmutender Wortwahl geschrieben. Ich denke, dass dieser Punkt manchen Leser stört. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen, weil es mir zeigt, wie lange die Geschichten schon erzählt werden. Für ein besseres Verständnis sind ungewöhnliche Bezeichnungen und Wörter in den Fußnoten erklärt, was ich insgesamt als sinnvoll erachte. Für mich unterstreicht die altbackene Schreibweise das Alter der Erzählungen, und vermittelt eine Ahnung vom historischen Rahmen, in dem sie entstanden sind.

Im Nachwort geht Julian Auringer auf die Interpretation von Märchen und ihren Stellenwert als Kindergeschichten ein. Dabei betont er, dass diese Erzählungen nicht nur für Kinder zusammengetragen wurden, sondern als Unterhaltung für Erwachsene dienten. Gleichzeitig liefert er Denkanstöße über die Symbolik, die von Alters her für die unterschiedlichen Elemente verwendet wird. Zum Beispiel der böse Wolf, der gleichfalls als lüsterner Herr verstanden werden kann.

Am Ende des Buches befinden sich Kurzbiografien zu den Märchensammler, wie zum Beispiel die Gebrüder Grimm, Carl und Theodor Colshorn, Josef Müller und viele mehr, dank derer wir heute noch von den alten Geschichten zehren.

Im Endeffekt habe ich gerne von diesen alten und grausigen Märchen gelesen und bei mir wurde die Lust auf weitere Sagen und alte Geschichten geweckt. Aufgrund der antiquierten Sprache denke ich, dass es nicht jeden anspricht, wer sich aber an alte Zeiten erinnern will, hat damit bestimmt eine passable Sammlung in der Hand.