Rezension

Großartiger Roman, der mich emotional berührt hat

Denn wir waren Schwestern
von Carrie La Seur

Bewertet mit 5 Sternen

Als Almas Schwester Vicky tot aufgefunden wird, kehrt sie nach Jahren in ihre Heimat Montana zurück, um Vickys Angelegenheiten zu regeln und sich um ihre Nichte zu kümmern. In Alma kommen viele Erinnerungen hoch und dann zeichnet sich auch noch ab, dass Vickys Tod womöglich Fremdverschulden gewesen sein könnte.

Carrie La Seur, die selbst aus Montana stammt, hat einen sehr bildhaften Erzählstil, der die wunderbare Landschaft dieses Bundesstaates vor dem inneren Auge entstehen lässt, und erzählt außerdem sehr poetisch. Dass sie sich zudem, außer in den Rückblenden, des Präsens bedient, macht die Geschichte sehr eindringlich. Man fühlt sich regelrecht selbst dort, fühlt z. B. die Kälte (der Roman spielt im Winter), insgesamt finde ich, dass die Autorin großartig erzählt. Man benötigt eventuell etwas, um sich einzulesen (bei mir waren es ca. 20 Seiten), dann lässt sich der Roman jedoch flott lesen.

Die Geschichte handelt von Heimat, dem Gefühl, das einem die Gegend, in der man aufgewachsen ist und die Menschen dort, vermitteln. Ich konnte mich sehr gut in Alma und in dieses Gefühl hineinversetzen, denn ich habe selbst meine Heimat vor vielen Jahren verlassen – die Emotionen sind dennoch da, wenn ich dort einmal wieder bin (leider nicht mehr sehr oft). Genau wie bei Alma kommen dann die Erinnerungen hoch. Diese Gefühle hat die Autorin sehr gut eingefangen und mich damit auch emotional gepackt.

Die Charaktere sind tiefgründig gezeichnet, vor allem Alma, die sich nicht nur an so einiges erinnert, sondern auch von Schuldgefühlen geplagt wird, Geheimnisse in sich birgt und Entscheidungen treffen muss. Auch hier finde ich die Emotionen gut ausgearbeitet und nachvollziehbar.

Der Roman wirft einige Rätsel auf, nicht nur bezüglich Vickys Tod, es kristallisieren sich u. a. auch Familiengeheimnisse heraus. Die Frage, wie Vicky gestorben ist, entwickelt sich zu einem regelrechten Kriminalfall, der am Ende für mehr als eine Überraschung sorgt. Für mich hat der Roman eine ganz eigene Spannung, die nicht mit der Spannung eines Krimis gleichzusetzen ist, mich aber dennoch die ganze Zeit begleitet hat.

Einen großen Raum nimmt Montana, mit seiner wunderbaren Landschaft, ein. Auch hier gibt es eine Bedrohung (die im Übrigen real ist), die man erst nach und nach einordnen kann. Die indianische Bevölkerung wird leider nur am Rande erwähnt, ich finde diesen Part interessant, hier hätte ich mir mehr Hintergründe gewünscht.

Ein großartiger Roman, der mich emotional stark berührt hat und noch lange nachwirken wird und den ich uneingeschränkt empfehlen kann.