Rezension

Großartiges Buch mit Garantie zum Haare raufen

Die kranke Frau -

Die kranke Frau
von Elinor Cleghorn

Bewertet mit 5 Sternen

Gleich vorneweg für alle, die mit dem Gedanken spielen, sich dieses Buch zuzulegen: Kauft es, lest es, streamt es, hört es, egal. Es ist großartig! Ihr braucht meine Rezension nicht. 

Für alle, die ein klein wenig mehr zum Inhalt wissen möchten: „Die kranke Frau“ beinhaltet die Kulturgeschichte weiblicher Krankheit vom antiken Griechenland über das Mittelalter und die Suffragettenbewegung bis in die heutige Zeit. Cleghorn erzählt eine Geschichte von hunderten von Jahren in denen der weibliche Körper der Medizin ein Mysterium war. In denen Leid und Schmerzen von Frauen nicht ernst genommen wurden. In denen meist männliche Mediziner meinten besser zu wissen, wie frau sich fühlt, als besagte Frau selbst. In denen frau besser für sich behielt, wenn es ihr schlecht ging, weil die Gefahr groß war, als „Hysterikerin“ weggesperrt zu werden. Denn Frauenkrankheiten sind – so die schwer auszurottende Meinung – psychisch oder hormonell bedingt, auf die schwache Konstitution des schönen Geschlechts zurückzuführen oder schlicht und einfach eine Übertreibung. Unzählige Gründe gab und gibt es, Frauen einfach nicht ernst zu nehmen. Und Cleghorn berichtet versiert über viele davon.

Abgerundet wird das Buch mit der persönlichen Geschichte der Autorin, die jahrelang auf ihre Lupus-Diagnose warten musste und die leidlich Erfahrung damit gemacht hat wie es ist, wenn man ihr ihre Schmerzen oder die schiere Existenz ihrer Krankheit nicht glaubt.

Dieses Buch war unheimlich informativ, aufrüttelnd und spannend. Es war zum Haare raufen und man mag zwischendurch den Glauben an die Menschheit verlieren aber es steckt einfach so viel Wissen und Aufklärung darin, dass ich es trotzdem kaum aus den Hand legen konnte. Bevor ich "Die kranke Frau" gelesen habe, wusste ich noch nicht einmal, dass mich weibliche Medizingeschichte interessiert, aber nun bin ich Feuer und Flamme. Elinor Cleghorns phantastisch recherchiertes Werk hat sich definitiv zu einem meiner liebsten feministischen Sachbücher gemausert. Von daher kann ich nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. November 2022 um 19:12

Toll! Super Rezension. Wenn das Thema nicht so furchtbar wäre ... regt auf. Aber man muss etwas darüber wissen. Sachbücher können ganz ganz phantastisch sein.