Rezension

Große Sommerempfehlung!

Morgen irgendwo am Meer - Adriana Popescu

Morgen irgendwo am Meer
von Adriana Popescu

Adriana Popescu hat vergangenen Sommer etwas geschafft, was nur wenigen Autoren gelingt. Mit ihrem Werk „Mein Sommer auf dem Mond“ erschuf sie Protagonisten, mit denen ich mitleiden, mitlachen und mitwachsen konnte. Eine Lektüre, die mich nachwirkend ins Staunen gebracht hat und dass ich damals, völlig zu Recht, als eines meiner Lieblingsbücher bezeichnet und ihm die Höchstwertung verliehen habe. Daher nicht besonders verwunderlich, dass ich mich ungemein auf das neue Buch der Schriftstellerin gefreut habe und die Erwartungshaltung an die Lektüre vergleichbar hoch war. Ob nun „Morgen irgendwo am Meer“ diese meiner Meinung nach einhalten kann, das erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Es ist kein großes Geheimnis, dass ich momentan in einer kreativen Tiefphase stecke, die aus der Unzufriedenheit an mir selbst entstand und unter der auch der Spaß am Lesen und Bloggen leidet. Die Autorin schaffte es aber während den knapp fünfhundert Seiten Buchlänge mit ihrem leichten, authentischen Schreibstil, in mir die Freude an der Literatur zu erwecken und man bekommt schnell Lust, die Lektüre in einem Rutsch durchzulesen. Was ich, nebenbei erwähnt, auch getan habe.

 

„Morgen irgendwo am Meer“ lässt sich zwar sehr gut mit seinem Vorgänger vergleichen und weist unverkennbar Parallelen auf, distanziert sich jedoch von diesem am Ende, weil er eine ganz andere Richtung einschlägt. Ich bekomme richtig Lust auf Urlaub, Sonne, Strand und das jugendliche Leben unter Liebe und Freunden, wenn ich das Buch lese: Es eignet sich daher perfekt als Sommerlektüre.

 

Die Autorin konstruiert geschickt unterschiedlichste Charaktere, die sie auf diesem zunächst etwas merkwürdig erscheinenden Road-Trip zusammenwürfelt und wie in einem chemischen Versuch miteinander reagieren lässt. Jede Figur hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, eine eigene, glaubwürdige Hintergrundgeschichte, nachvollziehbare Beweggründe für die Weise, wie sie sich verhalten. Dadurch, dass das Buch in den vier verschiedenen Perspektiven verfasst ist, gibt Popescu ihren Hauptfiguren genügend Raum zum Entfalten. Ehrlich gesagt hatte ich anfangs ein paar Probleme, da sie zunächst schwer fassbar erscheinen, sich aber im Laufe des Romans immer mehr sich selbst und den anderen gegenüber öffnen, was eine tolle Beobachtung für den Leser ist.

 

Es stimmt so vieles an dem Buch, was sich löblich in dieser Rezension erwähnen lässt. Das Erzähltempo stimmt völlig, es geht immer schön treibend voran. Man fühlt sich als Leser involviert in diese sonderbare, nicht immer ganz bequeme Reise. Die Zwischenmenschlichkeit, die Beziehung unter den Figuren erscheint authentisch. Die Autorin trifft meiner Meinung nach mit ihrem Können den jugendlichen Nerv der Zeit und erschafft lebensechte und berührende Situationen, die mich faszinieren.

 

Auch lässt sie ihre Protagonisten echte, starke Entwicklungen durchschreiten, die für mich ehrlich inspirierend sind. Hier wachsen die Figuren über sich selbst hinaus, dürfen sich aber genauso legitim ihrem Schmerz hingeben und Schwäche zeigen. Und das ist es, was die Leser aus diesem Buch gelernt haben sollten: Es ist okay, verletzlich zu sein. Eine tolle Botschaft, die auch in meinem persönlichen Umfeld momentan große Relevanz besitzt. Vielleicht ist es Popescu deswegen gelungen, mich ebenfalls mit diesem Werk voll abzuholen.

 

Im direkten Vergleich mit „Mein Sommer auf dem Mond“ schwächelt vorliegendes Werk unmerklich. Es trifft nicht ganz diesen intimen Ton, der mich so berührt hat, ist emotional nicht so tiefgreifend. Ich möchte diese Gegenüberstellung jedoch nicht in meine Bewertung miteinfließen lassen, denn dafür, dass ich mit einer derart hohen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen bin, die sich fast nicht erfüllen lässt. So ist diese nicht zielführend für eine möglichst neutrale Rezension.

 

Mit „Morgen irgendwo am Meer“ hat Adriana Popescu es erneut geschafft, mich vollständig von ihrem literarischen Können zu begeistern. Sie schreibt vielschichtig, lebendig und trifft dabei authentisch den jugendlichen Sinn der Zeit. Große Sommerempfehlung!