Rezension

Gruselig, was hier aus einem Klassiker gemacht wurde

Das Gespenst von Canterville
von Oscar Wilde

Bewertet mit 1 Sternen

Hier wurde die klassische Geistergeschichte von Oscar Wilde radikalst gekürzt, so dass nur Bruchstücke übrigbleiben. Die wichtigsten Elemente der Geschichte sind zwar enthalten: der wiederkehrende Blutfleck, der Mord an Lady Canterville, die Streiche, die die Kinder dem Geist spielen, der Weg der Tochter mit dem Geist durch die Hölle. Aber diese Elemente wurden derart gekürzt, dass sie keinen Sinn mehr ergeben und nicht ausreichend erklärt werden.

Vielleicht wollte man allzu schaurige Szenen in einem Kinderbuch vermeiden, aber was für einen Zweck hat es, z.B. den Mord zu erwähnen, ihn dann aber für den Rest des Buches unaufgeklärt links liegen zu lassen? Wieso andeuten, dass Virginia mit dem Geist durch die Hölle gehen muss, und im nächsten Moment kommt sie schon zu ihrer Familie zurück und feiert das 'Happy End'? Alleine schon die Erwähnung des Mordes und des Blutfleckes reichen, um kleinen Kindern Angst zu machen - da hilft es auch nicht, dass die Details ausgelassen wurden. Da hätte man lieber einige Aspekte der Geschichte ganz weglassen sollen und dafür kindgerechte Teile wie die Streiche ausweiten können, das ganze dann "frei nach" genannt und herausgekommen wäre eine schaurig-schöne Geistergeschichte für Kinder.

Die wundervollen Illustrationen haben mich dazu veranlasst, das Buch überhaupt zu lesen, und sie sind das einzige an der Geschichte, das Pluspunkte verdient. Der Text dazu ist aber leider eine ziemliche Frechheit. Dann lieber noch ein paar Jahre warten und den Kindern das Original zum Lesen geben. In der Zwischenzeit gibt es genügend andere Geistergeschichten für Kinder, die allen Spaß machen.