Rezension

Gut

Glorreiche Zeiten - Kate Atkinson

Glorreiche Zeiten
von Kate Atkinson

Lebensgeschichte, Zeitreise und Überraschungsmoment

Fiktion oder Wirklichkeit? Gelebt oder nicht gelebt? Der Plot am Schluss gibt Aufschluss ... oder auch nicht. Bis dahin ist das Werk die Lebensgeschichte von Teddy Todd, seiner Familie und Freunde einerseits. Eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert andererseits. Keine Chronologie und auch nicht in unendlichen Retrospektiven gefangen. Vielmehr ein Hin und Her zwischen Ereignissen und Personen damals, morgen, gestern, übermorgen, zwischendrin. Auch die einzelnen Zeitabschnitte sind in sich nicht chronologisch erzählt. Da flammt eine Erinnerung an längst Vergangenes auf, oder es wird plötzlich etwas vorweggenommen, das noch weit in der Zukunft liegt. Dort als Leser angekommen, erinnert man sich selbst an das Geschehen, das in der Vergangenheit schon "erinnert" wurde und man kommt sich selbst wie ein Bestandteil der Geschichte vor. Vieles wird in diesem Buch nur gedacht, aber nicht aktiv in die Kommunikation mit den jeweils agierenden Personen einbezogen. Und man fragt sich: was wäre wenn all das Gedachte auch gesagt worden wäre? Wie wäre dieser Abschnitt der Gescichte dann verlaufen? Und hätte das Einfluss auf all die anderen Episoden? Das Hin und Her zwischen den Zeiten und Personen mag eingangs verwirrend sein, hilft aber beim Begreifen des Plots am Ende. Ein Buch, das auskommt ohne den Zwang zur political correctness, weil die ganz persönliche Sicht der handelnden Personen gezeichnet wird. Ein Buch, dass man vielleicht nicht wie einen Thriller in einem Rutsch weglesen muss, aber eines, das man unbedingt bis zum Schluss lesen muss.