Rezension

Gut, dass es den Wacher gab!

Bei Einbruch der Nacht - Fred Vargas

Bei Einbruch der Nacht
von Fred Vargas

Bewertet mit 3.5 Sternen

»Prädikat: Hin und weg«, steht als Urteil über Fred Vargas' Roman »Bei Einbruch der Nacht« auf der Buchrückseite. Na ja – wenn, dann ab der zweiten Hälfte des Romans; die ersten ca. 200 Seiten waren für meinen Geschmack doch arg zäh.

Zur Handlung: In den Dörfern des Mercantour in Frankreich werden bei Einbruch der Nacht von einem Wolf Schafe gerissen; schließlich fällt ihm auch die Bäuerin Suzanne Rosselin zum Opfer, eine Freundin von Camille – in früheren Vargas-Bänden wurde von der eher unglücklichen Liebesgeschichte zwischen ihr und Kommissar Adamsberg erzählt. Camille lebt jetzt mit dem Kanadier Lawrence zusammen, einem Grizzly- und Wolfsforscher, und dessen Beobachtungsgabe und Scharfsinn lösen den Fall – eigentlich. Aber der Schuldige muss gestellt werden, und dazu machen sich ein alter Schäfer, genannt der Wacher, Suzannes Ziehsohn Soliman und Camille als Fahrerin mit einem alten Viehtransporter auf. Während sie unterwegs sind, werden weitere Schafe gerissen und der Wolf (oder wer auch immer) tötet einen weiteren Menschen.

In diesem ersten Teil wird viel von Camille und Lawrence erzählt, von Suzanne und Soliman und anderen und von der Legende des mordenden Werwolfs. Ab und zu taucht Adamsberg in der Erzählung auf, der die Wolfsgeschichte in Paris im Fernsehen verfolgt und sich dann wegen eines anderen Falls nach Avignon aufmacht. Spannend fand ich das alles nicht und, trotz humoriger Einschübe bei der Beschreibung des Wachers und Solimans, auch erzählerisch nur begrenzt ansprechend. Für mich mehr eine Geschichte nach dem Motto: Kann man lesen, muss man aber nicht.

Etwa zur Hälfte des 446 Seiten umfassenden Buchs ändert sich das – die drei Verfolger kommen nicht recht weiter, und Camille bittet Adamsberg um Hilfe. Dieser ermittelt auf seine gewohnt intuitiv-träumerische Art, sammelt Fakten, welche die These von Lawrence bestätigen, sammelt weitere Fakten – und nachher sieht alles doch etwas anders aus.

Mit Adamsbergs Eingreifen wurde das Buch für mich wirklich spannend, und letztlich zeigt es sich, dass der erste Teil durchaus eine stimmige und nötige Vorbereitung des Folgenden war – aber zäh war's halt trotzdem.

Ja – und: Gut, dass es den Wacher gab! Denn ohne ihn hätte es keine weiteren Bücher mit Kommissar Adamsberg gegeben!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 28. April 2021 um 08:32

hahaha, ein wahrer Fän beißt sich durch!! Well done.

Steve Kaminski kommentierte am 28. April 2021 um 14:02

Ja, wenn es nicht von Vargas gewesen wäre, deren Krimis ich sonst so mag, hätte ich vielleicht aufgegeben...