Rezension

Gut geschrieben und berührend - wichtig und absolut lesenswert!

Das Brot der Armut - Rachel Kochawi

Das Brot der Armut
von Rachel Kochawi

Bewertet mit 5 Sternen

"Das Brot der Armut" ist, wie der Untertitel sagt, die "Geschichte eines versteckten jüdischen Kindes". In Romanform geschrieben, hat das Buch autobiografischen Hintergrund.

Ella Stach, geborene Schmielek, flieht nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit ihrer kleinen Tochter Kriemhild zu ihren Schwiegereltern: endlich Ruhe, Sicherheit, ein Zuhause und ein Leben mit viel Arbeit, aber einem gewissen Komfort. Ob Ella aber wirklich die Schwiegertochter ist oder den Sohn der Stachs, der nicht aus dem Krieg zurückkehren wird, nur gekannt hat, bleibt lange offen. Von ihrer Schwägerin denunziert, wird sie von den Behörden (in der späteren DDR) vorgeladen und flieht in den Westen. Die kleine Kriemhild lernt dort das ärmliche Leben in einem Flüchtlingslager kennen, für viele der Einheimischen stigmatisiert. Sie leidet unter dem Partner ihrer Mutter. Als hervorragende Schülerin erhält sie ein Stipendium, sie wird Übersetzerin werden. Nach dem Abitur verlässt sie ihre Mutter und erfährt von dieser noch, dass sie in Wirklichkeit Keren heißt und dass ihre jüdischen Eltern von deutschen nationalsozialistischen Soldaten ermordet wurden. Sie geht nach London, später nach Israel, wo sie zunächst ihren Frieden zu finden scheint, aber dann mit den israelisch-arabischen Auseinandersetzungen konfrontiert wird.

Da ich hoffe, dass diese Rezension von dem bzw. der einen oder anderen gelesen wird und die oder den einen oder anderen auch dazu veranlasst, dieses Buch zu lesen, habe ich die Inhalte des Buchs hier nur skizziert und vieles offengelassen. Es ist eine sehr berührende Geschichte, die hier erzählt wird, letztlich die Geschichte von Miriam Magall, die den Text aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt hat. Wie geht ein Kind damit um, dass ihm das Wissen um seine Herkunft vorenthalten? Wie ist eine Frau zu sehen, welche ihr anvertrauten Besitz des Kindes veruntreut, es über seine Herkunft im Unklaren lässt, aber andererseits sein Überleben ermöglicht hat? Schließlich die Schilderung eines Lebens im Flüchtlingslager - vielleicht in Teilen durchaus mit Bezügen zur Gegenwart.

Das Buch hat wichtige Themen - ist aber vor allem eine Geschichte, die den Leser und die Leserin in die Handlung hineinzieht und ihm die immerhin 328 Seiten nicht lang werden lässt.