Rezension

Gut - verstörend - definitiv kein Wohlfühlbuch

Animal
von Lisa Taddeo

Bewertet mit 4 Sternen

"Nennt uns nicht verrückt, wenn wir wütend sind." Lisa Taddeo

Und von Wut handelt dieses Buch. Wut über Missbrauch, der viele Facetten hat, Wut auf Männer, die Frauen benutzen, zu Opfern machen und noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben. Und Wut auf Frauen, die so in ihre eigene Geschichte verstrickt sind, dass nichts mehr für ihre Kinder übrig bleibt und Wut auf die Frauen, die die Männer gewähren lassen und keine Solidarität zeigen.

Die Sprache des Buches passt zum Inhalt, direkt, vulgär. Da wird nichts schön geredet, nichts angedeutet. Aus fast jedem Satz schreit die Wut, die Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit dem Leser entgegen. Aber so wie die Hauptperson zwischen Hoffnungslosigkeit und Hoffnung, Sehnsucht und Wut, Opfer und Täterin schwankt, so findet der Leser auch diese Gefühle in den Seiten.

Ich mag diese Sprache eigentlich nicht lesen, ich kann in einem Buch gut ohne Ficken, Fotze usw. auskommen. Aber hier passt die Sprache zum Inhalt. Ich kann der Geschichte nicht beistimmen, sehe einiges anders und wünsche mir, dass es auch anders ist. Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich dem Buch nur bedingt zustimmen. Ich habe mich oft gefragt, gibt es tatsächlich Leben, die so verlaufen, wie Joans? Ich wünsche es keinem.

Das Buch ist ein Aufschrei, gegen Gewalt, Missbrauch und Ausnutzung von Frauen durch die Männer. Und Aufschreie müssen laut sein, damit sie gehört werden. Dieses Zeil hat Taddeo erreicht. Das Buch ist laut, wütend, auf Krawall gebürstet.

Ich finde das Buch verstörend. Es wird aber noch lange nachhallen und hoffentlich etwas bewirken, uns zum Nachdenken bringen. Dieses und der geniale Schreibstil haben dazu geführt, dass ich es mit 4 Sternen bewertet habe, obwohl es mir nicht gefällt - ambivalente Gefühle für ein ambivalentes Buch.