Rezension

Gute Dystopie

Uglies - Scott Westerfeld

Uglies
von Scott Westerfeld

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe das Buch "Uglies" von Scott Westerfeld an einem Tag durchgelesen. Besonders schlecht fand ich es also nicht. Die Grundidee in dem Buch ist gut, leider fehlt ihm teilweise die Tiefe und vor allem die Detailverliebheit, die alle Romane, die nicht in der realen Welt spielen, nötig haben - ob Science Fiction oder Fantasy - beide brauchen das Bisschen mehr Erklärungen, um dem Leser die Umstände und die Charaktere sowie ihre Handlungen dort plausibel zu machen. Das berücksichtigt der Autor leider nicht.

Also worum gehts? Die Protagonistin dieses Romans ist Tally, eine kurz vor ihrem 16. Geburtstag stehende "Ugly". Der 16. Geburtstag ist in dieser Zukunftswelt der Wendepunkt, an dem eine "Ugly" durch ihre erste Schönheitsoperation zu einer "Pretty" wird. Auch Tally fiebert diesem Tag entgegen, bis sie Shay trifft. Zuerst unternehmen die beiden nur ein paar Streiche, doch dann offenbart Shay Tally, dass sie nicht operiert werden will und zu einer Gruppe Aufständischer in die Wildnis, in das "Smoke" fliehen will. Daraufhin beginnen Tallys Probleme und obwohl sie nicht anderes will, als eine "Pretty" werden, tritt auch sie die Reise ins "Smoke" an...

Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten. Er ist es wert, selbst gelesen zu werden.

Die Grundzüge der Welt, in der Tally lebt, werden nach und nach ausreichend aufgelöst. Wir befinden uns mehrere Jahrhunderte nach unserer Zeit, die Menschen von damals wurden größtenteils ausgelöscht, die wenigen Überlebenden haben sich in einzelnen, autonomen Städten zusammengeschlossen, die alle nach strengen Gesellschaftsordnungen funktionieren. Die frisch operierten "New Pretties" leben auf einer Insel im Zentrum, der "New Pretty Town", die jüngeren "Uglies" zwischen 12 und 16 leben in Wohnheimen in "Ugly Town", die noch jüngeren bei ihren Eltern, den "Middle Pretties", in den Vororten und die noch älteren "Late Pretties" noch weiter draußen...

Während das Leben in "New Pretty Town" aus Partys besteht und für Uglies tabu ist, dreht sich in "Ugly Town" alles um Streiche und Schule. Die Einteilungen und die OPs scheinen eingeführt worden zu sein, um Kriege zwischen den Menschen aufgrund von Missgust zu vermeiden. Allgemeine Gleichheit als riesen Anti-Mobbing-Kampagne sozusagen. Erst im Laufe des Romans wird dem Leser vermittelt, dass offensichtlich noch mehr dahinter steckt.

Der grobe Umriss der Welt ist also gut beschrieben, logisch und leicht verständlich. Die Details der hoch technologisierten Welt erklären sich aber manchmal nicht. Wie ist es für Kinder möglich, sich trotz Überwachung so leicht aus der Stadt in die Wildnis zu schleichen? Manche Technik funktioniert nur, wenn man einen "interface ring" trägt, zum Beispiel die Überwachung. Die Hoverboards zur Fortbewegung funktionieren aber (praktischerweise) nach kinderleichter Manipulation auch ohne. Durch diese und mehr Ungereimtheiten wirkt die Story an manchen Stellen konstruiert - eine einfache Lösung aus einem Problem scheint immer greifbar.

Außerdem bleibt der Roman oft an der Oberfläche. Charakterlich erfährt man wenig von Tally, manche ihrer Entscheidungen scheinen aus dem nichts zu kommen. Der einfache Anblick eines "Uglys", deutlich älter als 16 Jahre, lässt fast ihre Welt zusammenbrechen, was unter der Prämisse, dass sie immer nur in der festgeordneten Stadt gelebt und die dortigen Normen gelernt hat, durchaus logisch scheint. Unter der selben Prämisse ist es aber unvorstellbar, dass eine 16 jährige ohne Kenntnis der Welt außerhalb ihrer Stadt mal eben eine einwöchige Reise durch die Wildnis macht. Ohne merkliche Probleme...

Trotz vieler Ungereimtheiten und Oberflächlichkeiten ist das Buch aber dennoch lesenswert. Die Geschichte ist interessant und gut. Ich freue mich schon auf die nächsten Teile.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 22. Mai 2019 um 10:28

Hast du es in einem Tag auf englisch durchgelesen? Oder auf deutsch? *neugierigbin*