Rezension

Gute Einblicke in Presse- und Polizeiarbeit

64 - Hideo Yokoyama

64
von Hideo Yokoyama

Bewertet mit 3 Sternen

Im Januar 1989 wird in Tokio ein siebenjähriges Mädchen entführt. Fünf lange Tage versuchen die verzweifelten Eltern alles, um die Forderungen des Entführers zu erfüllen. Doch alle Bemühungen sind vergebens. Der Entführer entkommt unerkannt mit dem Lösegeld, kurz darauf wird die Leiche des Mädchens gefunden. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere. Der Fall geht unter dem Aktenzeichen 64 als ungelöstes Drama in die Kriminalgeschichte Japans ein. Vierzehn Jahre später verschwindet die Tochter von Yoshinobu Mikami, dem Pressesprecher eines kleinen Polizeireviers. Mikami, selbst Gefangener eines übermächtigen Verwaltungsapparats, stößt kurz darauf auf ein geheimes Memo zu Fall 64. Getrieben von einer dunklen Ahnung beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln – und öffnet eine Tür, die besser für immer verschlossen geblieben wäre.

Meine Meinung: 

"64" von Hideo  Yokoyama spielt in Japan. Schauplatz ist die Polizei und insbesondere die Pressestelle der Polizei. Wir begleiten Mikami - Pressesprecher der Polizei - und erhalten so tiefe Einblicke in das Geschehen und vorallem in das Gefüge der Polizeiarbeit. Ich weiß nicht, wie realitätsnah das Ganze ist und wie sehr sich der Autor auskennt, aber es ist auf jeden Fall sehr spannend zu erleben, wie sich die Hierarchie und insbesondere der Informations- und Kommunikationsfluss in diesem Unternehmen gestaltet. 

Das Geschehen an sich ist aber wirklich eher unspannend. Der Kriminalfall, der Thema wird, ist für mich gar nicht schlecht konstruiert. Das ganze Geschehen könnte total spannend und mitreißend sein, aber der Fokus liegt nicht wirklich darauf, den Leser in den Bann zu ziehen und zu überraschen. Der Autor verliert sich dagegen eher in endlosen Erzählungen und Dialogen, die einen kein Stück weiterbringen. Einerseits ist man fasziniert, wie gut er die Interaktion zwischen Menschen wiedergeben und bis ins Detail sezieren kann, andererseits geht aber durch diese Analytik auch die Emotion verloren.

Ich wurde durch dieses Vorgehen oftmals sehr gelangweilt und für mich hat dadrunter der rote Faden sehr gelitten. Die Spannung blieb einfach außen vor und am Ende gab es für mich dann doch zu viele ungeklärte Fragen. 

 

Fazit: 

Der analytische Schreibstil des Autors nimmt dem Kriminalfall wirklich jegliche Emotion. Ich muss aber zugeben, dass man wirklich interessante Einblicke erhält und man das Gefühl hat, dass der Autor sich über Hierarchien und Interaktion zwischen Menschen viele Gedanken gemacht hat. Es wird ganz viel zwischen den Zeilen erzählt. Auch wenn für mich der Fokus der Geschichte im Verlauf etwas verloren ging, vergebe ich 3 Sterne.