Rezension

Gute (Haus-)Geister

Gute Geister - Kathryn Stockett

Gute Geister
von Kathryn Stockett

Sie sind gute Hausgeister, und ohne sie würde nichts funktionieren: Aibileen, Minny, Yule May sind schwarze Frauen. Sie putzen, waschen, kochen und erziehen die Kinder ihrer weißen Herrschaft. In den 60er Jahren in Mississippi sind damit die Regeln klar: Distanz halten und vor allem "kein freches Mundwerk" - das bekommt Minny an ihrem 14. Geburtstag zu hören, als sie zum ersten Mal in Stellung gehen soll. Eine weitere wichtige Regel besteht darin, nie die Toilette der Weißen zu benutzen, ihr Geschirr oder Besteck. Denn für die Weißen sind die Schwarzen schmutzig und Überträger von Krankheiten. Und so wird für Aibileen eine Toilette in der Garage eingebaut, die sie auch im kältesten Winter benutzen muss, während sie doch gleichzeitig die Verantwortung dafür trägt, dass die kleine weiße Mae Mobley gut erzogen wird, ohne dass die Mutter ihrem Kind Liebe oder auch nur Aufmerksamkeit schenken muss.

Die schwarzen Frauen tragen die Entwürdigungen ohne Aufmucken, denn ein Protest hätte schlimme Folgen: Entlassung, Armut, ein schlechter Ruf und keine neue Stelle. Doch die junge weiße Miss Eugenia, genannt Skeeter, beginnt das System zunehmend in Frage zu stellen. Wohin ist ihr geliebtes Kindermädchen verschwunden? Ihre Mutter gibt ihr keine Auskunft, sondern nörgelt an ihr herum: Da hat sie nun das College hinter sich gebracht, ohne sich einen Mann zu angeln! Skeeter, groß und in den Augen ihrer Umgebung nicht hübsch, sieht da wenig Chancen. Da will sie doch lieber Journalistin werden. Und so kommt sie auf die Idee, ein Buch über das Leben der schwarzen Hausangestellten zu schreiben. Doch diese wollen sich nicht interviewen lassen, denn sie wissen, dass nicht nur ihr Job in Gefahr ist, sondern vielleicht sogar ihr Leben, wenn der Ku-Klux-Klan davon erfährt...

Das Buch zeichnet ein Bild vom Leben der 60er in den Südstaaten. Segragation ist das Stichwort; die Rassen sollen getrennt bleiben. Vom großen Kampf für die Gleichberechtigung hören wir nebenher: Rosa Parks, Martin Luther King, der Kirchenbrand in Birmingham... Dieses Buch handelt vom Alltag, von kleinen Gemeinheiten, von bedrückender Armut und menschlichen Beziehungen in allen Schattierungen. Fast immer kommen die schwarzen Frauen dabei besser weg, und das ist auch das Einzige, was mich an diesem Buch stört: Im Bemühen, ihnen endlich Gerechtigkeit zu gewähren, sind hier fast alle schwarzen Frauen den weißen charakterlich überlegen. Aber darüber kann ich hinweglesen, denn die Charaktere sind glaubwürdig und lebensecht. Wie ich aus den Rezensionen entnehmen kann, wurde dieses Buch erfolgreich verfilmt. Den Film kenne ich nicht, aber das Buch kann ich nur empfehlen - es ist berührend, spannend, schildert ein Stück Zeitgeschichte und ist vor allem zutiefst menschlich.