Rezension

Gute Lektüre

Martha im Gepäck - Ulrike Herwig

Martha im Gepäck
von Ulrike Herwig

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn der Sommer immer näher rückt, sind leichte Lektüren bei mir Pflichtprogramm. Bei “Martha im Gepäck” habe ich auf eine humorvolle Geschichte für zwischendurch gehofft und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Ulrike Herwig hat mit “Martha im Gepäck” einen grandiosen Debütroman geschrieben, der mich zum Lachen gebracht und zum Nachdenken angeregt hat.

Der Schreibstil ist wunderbar. Die Geschichte liest sich leicht, flüssig und sehr humorvoll. Stellenweise erinnert mich Ulrike Herwig an Autorinnen wie Dora Heldt und Sofie Cramer, was bei mir immer ein gutes Zeichen ist, da ich deren Bücher bereits alle verschlungen habe. Die Geschichte entwickelt sich gut, bleibt stets sarkastisch und humorvoll und sorgt für unterhaltsame Lesestunden. Die Charaktere sind sehr authentisch und obwohl jede Person ihre Macken hat, konnte ich diese dennoch schnell ins Herz schließen und ihren Urlaub live miterleben, der so manches Mal anders verläuft, als man es sich erhofft hat.

Das Buch ist nicht unbedingt tiefgründig, dennoch hat es mich an mancher Stelle zum Nachdenken angeregt, wenn Martha in den Vordergrund gerückt ist. Für ihre über 80 Jahre ist sie trotz mancher Krankheit recht fit und für so manche Überraschung gut. Zwar ist sie stellenweise sehr schroff und erpresst auch mal gerne ihre Verwandten, aber dennoch ist sie eine liebenswerte Protagonistin, die ich schnell in mein Herz geschlossen habe.
Auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen. Karen und ihr Mann Bernd wünschen sich nur eines: Einen ruhigen Urlaub mit ihren Kindern und jede Menge Erholung, allerdings macht Martha dies zunichte, indem sie die Reisepläne immer wieder ändert. Da es zwischen Karen und Bernd stellenweise recht abgekühlt ist, hofft Karen, dass sie sich während des Urlaubes wieder näherkommen. Während er sich in den letzten Jahren einen Bauch angefuttert und sich immer mehr in seine Highlander-Sammlung vertieft hat, ist Karen immer mehr gefrustet und träumt heimlich von ihrem Arbeitskollegen Mike und beneidet ihre Freundin Bettina um ihr Singleleben.
Etwas anstrengend sind die beiden Kinder Mark und Teresa. Mark steckt mitten in der Pubertät und findet grundsätzlich alles blöd und flüchtet lieber in seine eigene kleine Welt. Teresa wirkt dagegen wahnsinnig verwöhnt und neugierig. Sie ist der einzige Charakter, der mir zwischendurch auf die Nerven ging. Allerdings muss gesagt werden, dass auch sie ihre Berechtigung in der Geschichte hat.

Was mir besonders gut gefallen hat: Obwohl die Geschichte stellenweise sehr sarkastisch geschrieben ist, wird nicht sonderlich oft übertrieben. So werden die Probleme von Karen und Bernd weder zu überspitzt, noch zu emotional beschrieben. Es ist vielmehr beiden klar, dass es sich hierbei um ganz alltägliche Probleme handelt, die mit Geduld und ein bisschen Arbeit lösbar sind. Insgesamt ist die Geschichte sehr authentisch und ich hatte auf keiner einzigen Seite das Gefühl, dass bei der Handlung etwas nicht stimmig wäre.

Die Covergestaltung ist ganz hübsch, dennoch habe ich mir ein bisschen mehr erhofft. So hätte ich z.B. Martha im Schottenrock oder den Van mit der kompletten Familie deutlich schöner und passender gefunden. Zwar ist die Möwe auch ganz nett, aber nicht so ganz passend. Die Kurzbeschreibung gefällt mir dagegen gut und macht Lust auf mehr.

Insgesamt ist “Martha im Gepäck” ein Roman, den man im Liegestuhl am Strand bestens lesen kann. Ulrike Herwig überzeugt durch authentische Charaktere und wunderbare Landschaften, die genauestens beschrieben werden. Eine Pflichtlektüre im Sommer – absolut empfehlenswert!