Rezension

Gute Unterhaltung, doch leider nur bedingt glaubwürdig

Die Kaufmannstochter von Lübeck - Conny Walden

Die Kaufmannstochter von Lübeck
von Conny Walden

Bewertet mit 3 Sternen

Johanna von Dören ist die Tochter eines angesehenen Kaufmanns aus Lübeck. Als Kind überlebte sie die Pest. Aus Dankbarkeit hat sie deshalb den festen Vorsatz gefasst, in ein Kloster einzutreten und ihr Gelübde abzulegen.  Da sie ein gutes Zahlenverständnis und umfangreiche Erfahrungen als Schreiberin hat, unterstützt sie ihren Vater seit Jahren bei seinen Geschäften. Deshalb versucht der Vater Johannas Eintritt ins Kloster hinauszuzögern. Er nimmt sie mit zum Hansetag nach Köln. Dort soll über ein Bündnis gegen den dänischen König Waldemar IV. beraten werden. Johanna lernt dort Frederik von Blekinge kennen. Schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Liebe. Diese scheint aussichtslos zu sein, denn Frederik gerät ins Zentrum einer heimtückischen Intrige, die nicht nur sein Leben, sondern auch das von Johanna und ihrer Familie in Gefahr bringt....

Conny Walden ist das Pseudonym des Autorenduos Alfred und Silke Bekker. Den beiden gelingt es mühelos, das Leben im damaligen Lübeck zu beschreiben. Schreibstil und Sprache sind gut an die Vergangenheit angepasst, sodass man in die Erzählung eintauchen kann. Der dänische König Waldemar IV. sorgt mit seinen Zöllen dafür, dass die Handelsinteressen der Kaufmannschaft stark behindert werden. Deshalb ist man sich einig, dass man gemeinsam gegen ihn vorgehen muss. Genaueres soll auf dem Hansetag in Köln besprochen werden. Deshalb reist auch  Kaufmann von Dören mit seinen beiden Töchtern an.

Die Protagonisten werden nach und nach in die Handlung eingeführt. Dadurch fällt es leicht, den Überblick über die unterschiedlichen Charaktere zu behalten. Sie werden detailliert geschildert, sodass man sich ein Bild von ihren Stärken und Schwächen machen kann. Die Hauptprotagonistin Johanna ist fest dazu entschlossen, ins Kloster einzutreten und damit dem Herrn für ihre Rettung von der Pest zu danken. Ihr Tag wird von den kaufmännischen Belangen des Hauses und zahlreichen Gebeten bestimmt. Deshalb wirkt sie zunächst wie eine Heilige. Das ändert sich allerdings abrupt, als sie im Kölner Dom auf Frederik von Blekinge trifft und sich ihm bereits nach kurzer Zeit im Gotteshaus hingibt. Dieses ungebührliche Verhalten, in einer Zeit, in der alleine der Gedanke daran, schon als Sünde galt, lässt die Hauptprotagonistin zwar bedeutend menschlicher wirken, doch leider gerät dadurch die Glaubhaftigkeit der Erzählung etwas ins Wanken.

Die beiden Liebenden geraten in einen abenteuerlichen Strudel aus Lügen und Intrigen. Johanna, die als Frau ja eigentlich eine ziemlich bedeutungslose und untergeordete Rolle auf dem Hansetag spielt, tritt mutig für Frederik von Blekinge ein, als dieser einer ungeheuerlichen Tat bezichtigt wird. Dadurch kann man zwar die Liebe, die die beiden verbindet, spüren, hat allerdings auch das Gefühl, dass Johanna sich für damalige Verhältnisse ziemlich weit aus dem Fenster lehnt. Die Handlung ist durchgehend interessant, da es einige überraschende Wendungen gibt. Eine allzu romantische Liebesgeschichte braucht man allerdings nicht zu befürchten. Denn neben den Verwicklungen, denen sich Johanna und Frederik stellen müssen, erfährt man einiges über die damalige Zeit und die vorherrschenden Handelsgepflogenheiten.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses historischen Romans recht gut unterhalten. Ich konnte mich mühelos in die damalige Zeit hineinversetzen und der Handlung problemlos folgen. Leider hat mich die schnelle Wandlung, von der Heiligen zur Sünderin, bei Johanna ziemlich überrascht. Denn ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass eine künftige Nonne sich ausgerechnet den Dom dazu aussucht, um sich ihrem Liebsten hinzugeben. Die ein oder andere Ungereimtheit sorgte außerdem dafür, dass ich die Erzählung nicht unbedingt glaubwürdig empfand. Ich bewerte diesen Roman auf meiner persönlichen Leseskala deshalb nur mit drei von fünf Bewertungssternen.