Rezension

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Guter Auftakt der historischen Familiensaga um die Frauen der Backmanufaktur

Vanilletage – Die Frauen der Backmanufaktur -

Vanilletage – Die Frauen der Backmanufaktur
von Eva-Maria Bast

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hamburg, November 1876
Der vierzehnjährige Carl ist bei seinem Onkel Louis zu Besuch. In seiner Fabrik kommt er aus dem Staunen nicht heraus. All die herrlichen Sachen. Sein Entschluss steht fest. Eines Tages würde er auch so ein großer Fabrikant sein. Der Onkel will ihn nach der Schule in die Lehre nehmen. Aber Carl war klar, er musste einen anderen Weg gehen.
Zitat S. 7
Er musste eine Apothekerausbildung machen. Das war er seinen Geschwistern schuldig. Seinen toten Geschwistern. Denn er war überzeugt, sie würden noch leben, wenn nicht

Wenige Wochen später ist Carl erneut bei dem Onkel in Ottensen zur Neueröffnung der Fabrik. Dort macht er die Bekanntschaft mit dem Onkel aus Amerika, Louis Dohme. Die Geschichte geht im Jahr 1889 weiter in Berlin.
Carl war inzwischen verheiratet mit Josephine und sie hatten einen Sohn, Julius. Josephine kam aus einem reichen Elternhaus. Ihre Mutter hatte kein Problem mit dem Standesunterschied. Ihr war wichtig, dass die Tochter glücklich war. Und Carl träumte noch immer von einer eigenen Apotheke. Überraschend war der Onkel aus Amerika angereist. Und er hatte Carl etwas ganz besonderes mitgebracht, was hier so kaum jemand kannte. Das Backtriebmittel. Carl war es bekannt aus der Bäckerei seines Vaters.
Zitat S. 24
"Mit Backtriebmittel schmeckt der Kuchen wie vom Bäcker."

Das verstärkt Carl in seiner Vision, so etwas herzustellen für die Leute zuhause.
Die Suche nach einer Apotheke gestaltet sich in Berlin schwierig. Letztendlich findet sich eine in Bielefeld und die Familie zieht um.
Hier gelingt Carl letztendlich die richtige Mischung und das Backpulver verkauft sich gut. Nur gut, dass Carl Josephine an der Seite hat. Sie versteht sich aufs Marketing und vor allem kann sie ihr zeichnerisches Talent einsetzen. Sie sprudelt nur so über vor Ideen. Sie ist es auch, die mit der Idee kommt Rezepte mit Backpulver für den Hausgebrauch auf die Tüten drucken zu lassen. Doch es gibt auch Neider. Nicht nur von außen. Da ist die Angestellte Helene, mit der Carl später noch richtig Ärger bekommt und seine Ehe gefährdet.
Carl ist in seiner Experimentierfreude kaum zu bremsen. Und so kommen noch weitere Produkte wie das Vanillezucker und letztendlich der allbekannte Vanillepudding dazu. Bei allem Erfolg, der vielen Arbeit, tauchen immer wieder Probleme auf, die Spuren in der Ehe hinterlassen.
Neben der Persönlichkeit Carl findet auch Josephine einen Weg. Ihre Begegnungen in Berlin bringen sie zu den Frauenrechtlerinnen. Das ist alles gut in die Geschichte eingearbeitet. Ebenso das menschliche der ganzen Familien. Denn dazu gehören nunmehr auch die Brüder von Carl, die im Betrieb mitarbeiten. Und seine Schwiegermutter ist auch nach Bielefeld umgesiedelt.
"Vanilletage" endet in 1911. Der Folgeband "Zuckerjahre" erscheint im Februar 2023. Dieser Saga kann man sich nicht entziehen. Die Geschichte basiert auf in der Vergangenheit lebende Personen aus eines großen deutschen Lebensmittelherstellers.
Für mich ein guter Auftaktband der historischen Saga.
Das Cover spricht sofort an, auch durch die gewählte Farbkombination.
Der Roman lässt sich gut lesen, was auch mit an dem angenehmen Schreibstil der Autorin liegt.