Rezension

Guter Roman

Der Kuss des Engels
von Sarah Lukas

Manchmal zerplatzen Träume wie Seifenblasen: Sophie glaubt, sie habe eine glückliche Zukunft mit ihrem Verlobten Rafael vor sich – bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem er stirbt. Die junge Frau steht vor dem Nichts. In Paris sucht sie das Vergessen, doch ein Leben ohne ihn hat für sie keinen Wert. Dann erblickt sie am Ufer der Seine eine Gestalt, die Rafael zum Verwechseln ähnlich sieht. Sophie ist überzeugt, dass er zurückgekehrt ist, doch der Fremde erinnert sich nicht an sie. Und bevor Sophie begreift, worauf sie sich einlässt, schweben sie beide in großer Gefahr. Denn er ist ein gefallener Engel, dem eine ganz besondere Mission auf der Erde zuteil wird. Und er kann sie nur mit Sophies Hilfe erfüllen …

Sarah Lukas entführt ihre Leser in die „Stadt der Liebe“, Paris. Hier begegnen wir der traurigen Sophie, die dorthin geflohen ist um über den Verlust ihrer großen Liebe hinwegzukommen. Ihr Verlobter Rafael wurde auf tragische Weise erschossen.
Auf den ersten Seiten gibt sich Sophie ganz ihren Gefühlen hin. Hier hat Lukas die melancholische Stimmung sehr gut eingefangen, so dass man als Leser mit Sophie leiden kann. Zwar ist es auch etwas anstrengend diese Passagen zu lesen, da Sophie wirklich in ihrem Leid versinkt, aber da Lukas die Stimmung einfach gut einfängt und den Leser mitleiden lässt, kann man darüber hinwegsehen. Auch findet sie gut den Zwischenweg zwischen nervigem Getue und endlosen Selbstmitleid.
Die Wendung kommt an der Stelle als Sophie aus der Ferne einen Mann ausmacht, der aussieht wie ihr Verlobter. Plötzlich ist Sophie besessen davon, dem Geheimnis dieses Menschen auf die Spur zu kommen und entwickelt dabei die irrsten Phantasien. So ruft sie zum Beispiel Rafaels Schwester an, diese hat die Leiche identifiziert, um zu fragen, ob der Tote auch wirklich Rafael war. Auch andere wirre Phantasien kommen Sophie in den Kopf. Hier merkt man auch, dass die Autorin gut recherchiert hat, denn gerade Menschen, die den plötzlichen Tod eines geliebten Menschen hinnehmen müssen, neigen dazu sich in solchen Phantasien zu verlieren. Natürlich wird dieser Aspekt bei Sophie damit aufgegriffen, dass Rafael ihr erscheint, aber trotzdem lässt sich hier die gute Recherche erahnen.
Mysteriös wird es dann, als Sophie Rafe (die Abkürzung von Rafael) wirklich gegenübersteht. Dieser kann sich nämlich nicht an sie erinnern und bald kommt Sophie dahinter, dass Himmel, Hölle und gefallene Engel wirklich existieren. In der festen Überzeugung, dass es ihr gelingen kann Rafe von seinem doch harten Schicksal zu befreien, fängt sie ein Spiel mit dem Feuer an. Unterstützung bekommt sie dabei von Jean Méric, einem Franzosen, der allerhand über Engel und Dämonen weiß.
Da es in diesem Buch um einen gefallenen Engel geht, bleibt natürlich auch die Bibel nicht unerwähnt. Es werden einige Zitate dargelegt und immer wieder über deren Auslegung gesprochen. Für manchen Leser mag das etwas ermüdend sein, aber es gibt der Geschichte durchaus einen gewissen Reiz und man erfährt auch vieles, was einem vorher nicht bewusst war, in Bezug auf Engel.
Kernthematik des Buches ist die Frage, ob das Böse Gottes Werk oder Teufels Beitrag ist. Natürlich wird diese Frage auch in diesem Roman nicht beantwortet, doch Lukas bringt auf jeden Fall ein paar interessante Ansätze ins Spiel.
Ihre Charaktere sind auch gut ausgearbeitet. Gerade Jean Méric ist ein Charakter für den der weibliche Leser entbrennen kann. Sophie kann zwar mit ihrer doch manchmal sehr naiven Art auch etwas nerven, als Leser möchte man sie ab und zu einfach schütteln, ihre Gefühle sind aber gut nachvollziehbar. Rafe bleibt zwielichtig bis zum Schluss und erst beim großen Finale zeigt er, was in ihm steckt: sprichwörtlich.
„Der Kuss des Engels“ ist ein gut recherchiertes und sehr detailliertes Buch. Besonders schön ist der kleine Ausschnitt von Paris vorne und hinten im Buch. Hier sind die Schauplätze eingezeichnet in denen Sophie sich bewegt. Auch beim Lesen des Buches merkt man, dass die Autorin Paris nicht nur von Fotos kennt, denn dafür beschreibt sie die Orte einfach zu genau.
 
Fazit

Im Großen und Ganzen lässt sich der Roman gut lesen. Die melancholische Stimmung kann den Leser am Anfang vielleicht etwas runterziehen und auch die Auseinandersetzung mit den Bibelversen mag nicht den Geschmack von jedem Leser treffen, doch kann man darüber hinwegsehen, hat man es mit einem emotionsgeladenen und überraschenden Buch zu tun.