Rezension

Gutes Comicbuch, mäßige Graphic Novel

Haarmann - Peer Meter

Haarmann
von Peer Meter

Bewertet mit 3 Sternen

Ich will ja gar nicht meckern! Haarmann war definitiv kein Fehlkauf aber ich muss sagen, ich bin doch ein bisschen enttäuscht. Und wenn ich sage ich will nicht meckern, muss ich es natürlich doch tun: Das Buch hat ein irgendwie niedliches kleines Format. Ich hätte es größer erwartet, aber die Größe ist nicht das Problem. Das Problem ist die Qualität. Ich musste das Buch immer offen- und festhalten, da es sonst zugefallen wäre. Und wenn man die Bilder innen genau anschauen will, muss man alles ein bisschen aufquetschen. Ich war ja erstaunt über den günstigen Preis für eine Graphic Novel, aber der Preis hat seinen Preis: Es fühlt sich leider wirklich billig an.

Gleich zu Anfang leitet der Autor ein, dass er die Story der besseren Umsetzung halber etwas gerafft und umgestellt hat. Auch das ist kein Problem. Wenn man aber die Story umstellt, sollte man darauf achten, dass es keine logischen Brüche gibt. Und davon gibt es leider ein paar. Mich stört es sehr beim lesen, wenn ich stutzen muss und denke „Hä, wie kann dass denn sein?!“. Als krassestes Beispiel sei kurz genannt, dass Haarmann in eine Dachgeschosswohnung umzieht, gleich darauf versucht sich eine neues Opfer zu schnappen, das aber schiefgeht und er festgenommen wird. Als die Polizei daraufhin seine gerade neu bezogene Wohnung durchsucht ist dort alles blutdurchtränkt. „Hä, wie kann das denn sein?!“.

Der letzte Kritikpunkt ist der, dass Haarmann eigentlich gar keine Graphic Novel ist. Es ist ein hochwertiges Comicbuch. Aber für das Prädikat Graphic Novel ist die Umsetzung, die Gestaltung innerhalb einfach zu nichtssagend. Bild folgt auf Bild und der Höhepunkt der Ideen ist, dass ein Bild mal eine ganze Seite ausfüllt. Da erwarte ich definitiv mehr! Bisher haben mich alle Graphic Novels damit begeistert, was man aus einer Buchseite gestalterisch alles herausholen kann. Hier gibt es keinen Wow-Effekt, keine spektakulären Ideen. Und das fehlt einfach.

Natürlich gibt es aber auch positives zu berichten: Die Zeichnungen sind mit einer Liebe zum Detail angefertigt. Man kann es sicher drei mal lesen und immer wieder Neues entdecken. Das mag ich sehr gerne. Auch die Geschichte ist interessant und die Idee eine reale Mordserie als Vorbild für einen Comic zu nehmen finde ich klasse. Allein dass es real ist, sorgt für einen wohligen Gruseleffekt. Da nur ein kleiner Teil von Haarmanns Taten geschildert wird - der Höhepunkt sozusagen; und hier passt der Focus des Autors perfekt! - macht das Buch Lust auf mehr! Die Zeitungsausschnitte und die kleinen Zusatzinfos am Ende runden die Geschichte ab. Über dieses Schmankerl am Ende habe ich mich besonders gefreut.

Also letztendlich ist Haarmann ein guter Comic aber eine sehr mäßige Graphic Novel. Wen es mehr in die Novel-Richtung zieht, dem sein hier eher abzuraten. Wer aber einen guten Krimi lesen möchte, keinen Schnickschnack braucht und etwas sucht in das man immer wieder einen Blick werfen kann, der ist mir Haarmann bestens bedient.