Gutes Zusammenspiel von Literatur und Philosophie
Bewertet mit 4.5 Sternen
Der Plot ist schnell umrissen:
Der Protagonist, Mundus, bricht nach einer ungewöhnlichen Begegnung mit einer portugisischen Frau und dem Entdecken eines Buches aus dem Rahmen seines strukturierten, alteingesessenen Lebens aus, steigt in den Nachtzug nach Lissabon, um mehr über den Autor, Amadeu de Prado, des Buches herauszufinden, das ihm zufällig in die Hände fiel.
Er lernt binnen kürzester Zeit rudimentär portugisisch und trifft auf seiner Reise dem Autor nahestehende Personen.
Durch die Beschäftigung mit den Aufzeichnungen und den Erzählungen und Erfahrungen seiner Bekannschaften erfährt Mundus nicht nur mehr über die Person und das tragische Leben des Amadeu, sondern auch immer mehr über eine Sichtweise des Lebens, die ihm bis dahin gleichzeitig fremd und doch vertraut war.
Diese Sprache ist wirklich Literatur! So einfach darf man das festhalten. Unglaublich dicht und harmonisch schreibt Pascal Mercier und allein der künstlerische Anspruch, den dieses Buch definitiv erfüllt, ist ein Grund zum Lesen.
Die Textfragmente, die Amadeus Gedanken zu allen wichtigen Teilen des Lebens an sich repräsentieren, sind philosophisch, tiefgründig und laden zumindest zum Nachdenken ein. Für mich sind dies die besten Stellen des Romans.
Die Rahmenstory, in die diese Fragmente eingewoben sind, ist Geschmackssache. Zum einen befindet sich Mundus auf einem immerwährenden Streifzug durch Portugal, auf der Suche nach den alternden Wegbegleitern Amadeus und andererseits berichten diese die tragische Geschichte des portugisischen Bürgerkrieges aus Amadeus Blickwinkel. Den einen kann dieser Rahmen durchaus interessieren, den anderen vielleicht langweilen - und es wäre nicht gerecht zu behaupten, allein die bloße Story würde den Leser packen.
Doch gleichzeitig ist da dieses unglaubliche Zusammenspiel aus hoher literarischer Sprache und tiefgreifender wahrer Philosophie, das sicherlich den ein oder anderen trotzdem am Ball bleiben lässt und verzaubern kann.