Rezension

Hamburg gestern und heute, schön geschrieben

Als uns die Welt zu Füßen lag -

Als uns die Welt zu Füßen lag
von Ilona Einwohlt

Bewertet mit 4 Sternen

Nein, Vicky will nicht gehorchen. Sie soll einen Mann heiraten, der ihr überhaupt nicht gefällt. Und das nur, weil ihr Vater das so will. Fluchtartig verlässt sie ihr Elternhaus in Richtung Hamburg. Dort lebt die Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Vicky hofft, dass sie dort Verständnis für ihre Flucht erhält. Die große Stadt empfängt sie allerdings nicht gerade freundlich und mit offenen Armen. Bis sie sich einlebt dauert es eine Weile.

 

Der Roman startet im Jahr 2019 in Hamburg. Tilda erbte ein Haus von ihrer Tante. Gut gelegen und ideal, sich ihren Traum zu erfüllen: eine eigene Patisserie. Alles ist perfekt, selbst der Name passt ausgezeichnet „Bellefleur“. Und, wie sollte es anders ein, sie findet Unterlagen aus der Vergangenheit, die sie auf eine spannende Reise ins Jahr 1931 entführt.

 

Wie soeben erwähnt, beginnt der zweite Erzählstrang im Jahr 1931. Vicky ist traurig. Seit dem Tod der Mutter versteht sie sich so gar nicht mehr mit dem Vater. Dabei liebt sie das Rosarium und möchte es in der Zukunft vielleicht sogar weiter führen. Aber, die Sache hat einen Haken. Damals waren Frauen nicht zur Leitung eines Geschäfts vorgesehen. Sie sollten Kinder gebären und groß ziehen. Essen kochen sowie Haus und Garten in Ordnung halten. Intelligente Frauen mit eigenem Willen, die hatten kaum eine Chance. Aus dem Grund verlässt Vicky im wahrsten Sinne des Wortes fluchtartig ihr Elternhaus und begibt sich auf eine Reise voller Höhen und Tiefen.

 

„Als uns die Welt zu Füßen lag“ ist ein leichter Unterhaltungsroman. Mir gefielen die lebendigen Schilderungen des Lebens zur Zeit des Umbruchs zum Nationalsozialismus. Die NSDAP wurde immer stärker und ihre Anhänger unverschämter. Menschen, die nichts in Schema passten, wurden drangsaliert oder in Lager verbracht. Vicky erlebt aber nicht nur das. Sie sieht auch das Elend der Menschen und das wiederum als einen Grund für das Erstarken der Nazis.

 

Eine Mischung aus Liebesgeschichte und Berichte über Hamburg im letzten Jahrhundert, bietet der Roman. Einige Phasen waren mir zu langatmig aber das Gute überwog und daher gebe ich vier gute Sterne. Eine Leseempfehlung ebenfalls, da das Buch recht unterhaltsam ist.