Rezension

hart und aufrüttelnd

Teufelseltern - Andrea Reinhardt

Teufelseltern
von Andrea Reinhardt

Teufelseltern
von Andrea Reinhardt
Vorab eine Warnung! Wer Kinder hat oder möglicherweise selbst Opfer von Gewalt war (Trigger Gefahr), sollte das Buch mit Vorsicht genießen.
Es beginnt direkt grausam, man wird direkt in die Hölle geworfen. Die dreizehnjährige Emilia, ist die älteste von drei Kinder, sadistischer Eltern und nur die Tatsache das es hier fiktiv ist, macht es halbwegs erträglich. Und wer glaubt, die Autorin habe eine lebhaft, perverse Fantasie, der irrt sich…
Als Emilia mitten in der Pubertät ist, wird sie dem Vater zu alt und diese fürchtet, dass nun ihre Schwester an der reiche sein könnte. Bisher wurden diese und der Bruder nur auf brutalste weise verprügelt, alle sind stark unterernährt und in Kerkern im Keller eingesperrt. Und all das wird auch beschrieben. Wie die Schmerzensschreie der Geschwister die Emilia in den Wahnsinn treiben, weil sie machtlos in ihrem Gefängnis sitzt.
Wenn man das überstanden hat, wird es besser. Wir machen ein Zeitsprung von drei Jahren, in einem Kinderkrankenhaus wird ein dreieinhalb jähriger, schwer kranker Junge entführt und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt für die ermittelnden Beamten. Wenige Tage später verschwindet auch ein achtjähriges Mädchen. Was ist da los? Wer entführt die Kinder und warum?
Ich selber habe das Buch Häppchenweise lesen müssen, weil es mich sonst zu sehr getriggert hätte. Ich bereue es aber nicht, das Buch gelesen zu haben. Ich finde es sogar gut, das es solche Story gibt, damit ein breiteres Publikum angesprochen und damit sensibilisiert wird. Ich hoffe es wenigstens.
Außerdem ist es leichter (für Opfer und Interessierte) zu ertragen, wenn man sich einreden kann, dass es sich hier „nur“ um einen Thriller handelt.
Ich finde es flüssig geschrieben und mit den nötigen Details zur Grausamkeit, um ein Bild vom ausmaß zu machen. Ich finde der Spagat, dem Leser das leid aufzuzeigen, es aber nicht zu sehr zu verstören, ist der Autorin gelungen.
Sie konnte, den Leser in einigen dingen auch lange genug verwirren, dass man Vermutungen angestellt hat, aber sich noch nicht so richtig ein Reim darauf machen konnte. Andere Details waren mir direkt klar, was ich aber nicht schlimm fand, worüber ich mir dann Gedanken machen konnte, warum es so ist, wie es ist.
Fazit: Das Buch rüttelt (hoffentlich) auf und motiviert, doch einmal mehr hinzugucken. Ich weiß, dass solche Tragödien nicht nur deshalb so lange laufen, weil die Bevölkerung wegsieht, sondern, weil auch die Ämter unterbesetzt und die Gelder knapp sind. Ich kann das Buch, absolut empfehlen, aber man muss sich auf was gefasst machen.