Rezension

Harte Jahre

Die Zeit der Kraniche - Ulrike Renk

Die Zeit der Kraniche
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

„...Er hat es faustdick hinter den Ohren. Und das Gute daran ist, dass man es ihm nicht ansieht. Perfekt, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Ihm können Sie hundert Prozent vertrauen...“

 

Mit diesen Worten charakterisiert Pirow, Verwalter auf Gut Mansfeld den Schäfer. Auf Frederike zu Mansfeld kommen schwere Zeiten zu. Ihr Mann Gebhard und ihre Schwiegermutter wurden wegen angeblichen Hören eines Feindsenders verhaftet und sitzen in Potsdam im Gefängnis der Gestapo ein. Pirow hat den Einsatzbefehl für die Armee bekommen.

Die Autorin hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Er ist gleichzeitig der Abschluss der Trilogie. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet.

Wir schreiben den Oktober 1944. Auf Mansfeld gibt es sowohl französische Fremdarbeiter als auch russische Kriegsgefangene. Sie wurden von Gebhard immer mit Respekt behandelt. Frederike will daran anknüpfen, bekommt aber keine Gelegenheit mehr. Die Führung des Gutes wird ihr durch einen neuen Verwalter aus der Hand genommen. Es beginnen harte Zeiten. Glücklicherweise weiß Frederike den Pfarrer an ihrer Seite und ermöglicht für alle den Weihnachtsgottesdienst.

 

„...Ich glaube nicht, dass von ihnen eine Gefahr ausgeht. Im Gegenteil, wir sollten in den letzten Tagen des Krieges schon mal die Aussöhnung üben...“

 

Das waren mutige Worte in dieser Zeit. Durch Beziehung von Thea zu Mansfeld zu hochrangigen Nazis gelingt Frederike, die Schwiegermutter aus dem Gefängnis zu holen. Es wird deutlich, dass an manchen stellen schon die ersten Absetzbewegungen beginnen.

Bei ihrer Reise nach Berlin und Potsdam bekommt Frederike das erste Mal mit, was der Krieg in den Städten angerichtet hat.

Auch auf den Gut wird es schwieriger. Es gibt die ersten Einquartierungen von Ausgebombten aus Berlin. Nicht jeder ist dafür dankbar und bereit, mit Hand anzulegen. Dann werden durchziehende Militärs für einige Tage ins Gutshaus eingewiesen.

Wenige Tage vor Kriegsende kehrt Gebhard zu Mansfeld zurück. Er ist ein kranker Mann. Unter der russischen Herrschaft dürfen sie zwar ihr Gut zum Teil behalten, bekommen aber keine Arbeitskräfte.

Im Jahre 1947 wendet sich das Blatt. Gebhard wird denunziert und verhaftet. Ausgangspunkt dafür war eine illegale Reise in den Westsektor. Als auch Frederike verhaftet werden soll, gelingt ihr Mittels ihres Schwagers Caspar die Flucht in den Westen. Dorrt ist sie von der Verwandtschaft abhängig.

Caspar versorgt ihr Arbeitsstelle und Wohnung. Sein Bemühen um Gebhard zeigt dagegen zunächst keine Erfolge. Wird es gelingen, ihn zu befreien? Welche Zukunft wartet auf Frederike?

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet eine sehr differenziertes Bild der letzten Kriegsmonate und der ersten Nachkriegsjahre.