Rezension

Harte Kost mit realem Hintergrund

Die Nickel Boys - Colson Whitehead

Die Nickel Boys
von Colson Whitehead

Eine ernsthafte, sachlich geschilderte Geschichte, die man so schnell nicht vergisst.

Obwohl ich den noch erfolgreicheren Vorgänger-Roman von Colson Whitehead bislang noch nicht gelesen hatte, haben mich die grundlegende Idee und Handlung von "Die Nickel Boys" gleich zu Anfang gepackt. Mit Bildern aus dem Film "Sleepers" im Kopf, der die Misshandlung von jugendlichen Straftätern eindringlich schildert, war ich auf das Unrecht, die harten Strafen, die Misshandlung und die stete Angst vor neuen Gewalttaten vorbereitet.

Dass der Autor dabei mit Blick auf die Dozier School for Boys auf ein reales Beispiel zurückgreift, macht die geschilderten Szenen nur umso erschreckender. Gleichzeitig ist der Schreib- und Erzählstil aber äußerst sachlich gehalten und eine richtige Beziehung bzw. ein "Hineindenken" in die Protagonisten ist mir schwer gefallen. Nur bei Elwood, dem zu unrecht verurteilten Jungen, der idealistisch den Reden Martin Luther Kings lauscht und zu Anfang noch an eine bessere Welt glaubt, ging mir das anders.

Dass die ehemaligen Schüler, wenn sie denn lebendig diesem Elend entkommen, für ihr restliches Leben gezeichnet sind, lässt den Leser nachdenklich zurück. Eine ernsthafte, sachlich geschilderte Geschichte, die man so schnell nicht vergisst.