Rezension

Harter Tobak....

Heute für Geld und morgen umsonst - Peter Steinbach

Heute für Geld und morgen umsonst
von Peter Steinbach

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte "Heute für Geld und morgen umsonst" erzählt über das Leben des kleinen Osvald in den letzten Kriegswochen in Leipzig. Osvald lebt allein mit seinem ständig beschäftigten Vater und seiner hochschwangeren Mutter am Rande des Stadtgebietes. Nur die Tatsache, dass der Vater für die Nazis wichtige medizinische Forschungen betreibt, bewahrt ihn und seine Mutter vor der Deportation. Deshalb darf er auch nicht die Straße verlassen, in der die Familie wohnt. Er wird von seiner Mutter unterrichtet, denn auch in die Schule darf er nicht. Und gerade das wünscht er sich so sehr. Endlich mit anderen Kindern lernen und spielen..... Deshalb liebt er es, mit seinem Fernglas die Umgebung und vorallem die entfernte Stadtsiedlung zu beobachten. Die Geschichte von Osvald und seiner kleinen überschaubaren Welt rührt ans Herz. Man fühlt die quälende Einsamkeit und die Neugier auf's Leben mit jeder geschriebenen Zeile. Der Junge wird durch seine Eltern und den wenigen Bekannten, die im Haus ein und ausgehen zwar liebevoll behandelt, aber gleichzeitig auch mit den permanenten Endlos-Diskussionen über den Krieg und die Politik maßlos überfordert. Denn keiner der Erwachsenen gibt sich die Mühe, dem Kind die Welt tatsächlich zu erklären. Und somit bleibt Osvald nichts weiteres übrig, als seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen, die für einen 10 jährigem natürlich naiv ausfallen..... Wer will es ihm verübeln? Die Story an sich ist unglaublich gut und berührend; die mit immer wiederkehrenden Fäkalausdrücken gespickte Sprache verhindert meiner Meinung allerdings das sie herausragend ist. Zu Beginn des Buches hat mich diese Erzählweise regelrecht abgestoßen. Mit Fortgang der Handlung kann man jedoch nachvollziehen, dass unser kleiner Held, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, einfach nur die Redeweise der Erwachsenen übernommen hat, ohne deren Denkweise zu verstehen. Ein sehr emotionales Buch, auf das man sich einlassen muss.