Rezension

Hat mich begeistert

Summer - Monica Sabolo

Summer
von Monica Sabolo

Bewertet mit 5 Sternen

Benjamin ist gerade 15 Jahre alt, als seine Schwester Summer spurlos verschwindet. Es ist ein heißer Sommertag, sie ist mit Freundinnen Picknicken und plötzlich ist sie wie vom Erdboden verschluckt. Jahre vergehen ohne eine Spur von ihr, doch irgendwann holt Benjamin der Verlust schlagartig wieder ein.

Sabolo zeichnet das Bild einer strahlenden Familie. Ein großes Haus am Genfer See, der Vater erfolgreicher Anwalt, charismatisch und voller Energie. Die Mutter ist auf den vielen Partys immer die bestangezogene Frau mit der schmalsten Taille. Summer selbst ist beliebt, sportlich, klug, bildhübsch und im Gegensatz zu Benjamin offenbar der Liebling der Eltern. Dieser ist in der Schule eher Mittelmaß, kann mit Tennis und Segeln nichts anfangen und ist im Gegensatz zum Rest seiner Familie scheu und introvertiert. Oft fühlt er sich auch nicht zugehörig. Nur zu Summer hat er eine starke Verbindung.

So leidet der sensible Junge schwer unter dem Verlust der Schwester. Immer wieder träumt er von ihr, denkt über die Zeit vor ihrem Verschwinden und ihre Kindheit nach und ist sich nie sicher, ob er sich wirklich erinnert oder alles nur einbildet. So wirken seine Träume seltsam bedeutungsschwanger auch wenn man sich lange keine Reim darauf machen kann. Dazu kommen viele Metaphern, die wunderbar beschriebene Trägheit langer Sommertage und ein steter Wechsel zwischen Jetzt und Damals. Ich fand diese Mischung klasse. Und auch wenn gar nicht viel passiert, hat mich die Geschichte mitgezogen und berührt.

Man darf hier keinen klassischen Krimi erwarten aber wer ruhige Romane mit bildhafter Sprache und komplex ausgearbeiteten, ambivalenten Charakteren schätzt, der wird hier auf seine Kosten kommen. „Summer" ist ein sehr stimmungsvoller Roman, der mich begeistert hat. Eine klare Leseempfehlung.