Rezension

Hat mich genervt und gelangweilt!

Leide! - Siegfried Langer

Leide!
von Siegfried Langer

Bewertet mit 2 Sternen

Beim Spaziergang mit seinen Hunden findet ein Rentner eine Leiche, das Opfer wurde schwer misshandelt, die Identität ist zunächst unbekannt. Niklas Steg, neu beim LKA, übernimmt den Fall.

Der Prolog macht Gänsehaut, man erlebt hier ein Kind, das deutliche Anzeichen zeigt, psychopathisch zu sein. Leider ist diese Szene für mich die einzige, die Gänsehaut erzeugt hat, mich hat mich Roman nicht überzeugen können.

Das fängt schon mit der Erzählweise an. Der Autor erzählt nicht chronologisch sondern hüpft ziemlich wirr durch die Zeit und durch verschiedene Perspektiven. Normalerweise habe ich damit kein Problem, im Gegenteil, das kann sehr spannungsfördernd sein. Hier  ist es da leider nicht, es verwirrt tatsächlich eher. Gut wäre es gewesen, statt der sehr groben (Ende Mai, Anfang Juni, Pfingsten) genauere Zeitangaben voran zu stellen, das hätte die zeitliche Orientierung sehr erleichtert. So musste ich öfter erst einmal überlegen, wann genau die Szenen, die ich gerade lese, einzuordnen sind und ich hatte sogar hin und wieder das Problem, dass ich die Personen durcheinander brachte, insgesamt hat mich das doch sehr aus dem Lesefluss gerissen.

Dass Siegfried Langer versucht hat, Humor in den Roman einfließen zu lassen, ist meiner Meinung nach gründlich schief gegangen (abgesehen davon, dass Humor auch nicht zum Thema passt). Der Humor drückt sich vor allem dadurch aus, dass Menschen lächerlich gemacht werden, ich mag das einfach nicht, schon gar nicht auf die Art, wie das hier gemacht wurde.

Wenigstens lässt sich das Ganze durch die kurzen Kapitel recht flüssig lesen. Leider war mir recht schnell klar, wie die Geschehnisse zusammenhängen, so dass ich mich bald langweilte. Durch die Rückblenden weiß man als Leser eben schon einiges, der Rest ist leicht zu kombinieren. Wirkliche Überraschungen konnte zumindest mir der Roman bis zum Schluss nicht bieten. Die Geschichte an sich erscheint mir zudem teilweise recht konstruiert und nicht immer logisch, die Charaktere handeln nicht immer nachvollziehbar, am Ende bleiben einige Fragen offen.

Ein weiteres Problem sind für mich die Charaktere. Vor allem Sabrina Lampe, eine Privatdetektivin und eine der Protagonisten, ist mir sehr unsympathisch. Leider ist es letztlich sie, mit der man mitfühlen und mitzittern soll, mir war sie aber herzlich egal, so dass der Thriller in dieser Beziehung bei mir nicht recht funktionierte. Sabrina ist übrigens auch diejenige, die den „Humor“ transportieren soll, was bedeutet, dass sie sehr besserwisserisch und voller Vorurteile ist und sich gerne über andere lustig macht, sei es nun ihr Date, ihre Nachbarin oder der Freund ihrer Tochter, sympathischer hat sie das nicht gemacht.

Der Antagonist ist mir zu klischeehaft gezeichnet, wobei manches nicht wirklich zusammenpasst. Er ist ein Psychopath, wird aber auch als feiges Würstchen dargestellt, und hat natürlich eine schlimme Kindheit, merkwürdig und nicht nachvollziehbar für mich ist, dass er nicht schon viel früher auffällig wurde, meiner Meinung nach kann das nicht wirklich damit erklärt werden, dass er halt bisher seine Frau gedemütigt hat. Da hat es sich der Autor zu einfach gemacht.

Leider viel zu kurz kommt Nicolas Steg, der einzige einigermaßen interessante Charakter des Romans. Ein bisschen klischeehaft ist er zwar auch, denn er schleppt private Probleme mit sich herum (die aber wenigstens zum Teil recht originell sind). Von ihm mehr in weiteren Romanen zu lesen, hätte mich durchaus interessieren können, hätte es nicht die, in meinen Augen unnötige und auch nicht recht nachvollziehbare, sich entwickelnde Liebesbeziehung gegeben.

Insgesamt hat mich der Roman leider so gar nicht überzeugen können, im Gegenteil, ich fühlte mich genervt (vor allem von Sabrina) und langweilte mich. Für einen Thriller ist Langeweile ein klares K. O.-Kriterium. Leider kann ich den Roman daher auch nicht empfehlen. Laut Autor handelt es sich um den Beginn einer Reihe, Interesse für weitere Bände wurde bei mir nicht geweckt.