Rezension

Heimatgeschichte

Vor dem Fest - Sasa Stanisic

Vor dem Fest
von Sasa Stanisic

Bewertet mit 4 Sternen

Wer  gerne Romane jenseits von 0815-Büchern liest, dem sei der vorliegende aufs Wärmste empfohlen.

 

Eine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Rahmenhandlung sind die Vorbereitungen auf das schon seit dem Mittelalter in dem fiktiven uckermärkischen Dorf Fürstenfelde gefeierte Annenfest am nächsten Tage. Eingeführt werden in einer Aufeinanderfolge vieler einzelner Szenen die skurrilen Dorfbewohner, als da etwa sind der Ex-NVA-Oberstleutnant, der sich das Leben nehmen will, der Landwirt mit seinem Traum von einem Urlaub in Alaska, die trübsinnige Dorfarchivarin und ihr Sohn, der Glöcknerlehrling, die betagte Malerin, für die Zeit ihres Lebens nur ihr Dorf ein Motiv abgegeben hat, und ,und ,und.  Deren Leben wird so lebendig dargebracht, dass man sich als Leser eingebunden fühlt ins Dorfleben und sich quasi als ein  Teil von ihm versteht. Vom bevorstehenden Fest wird immer wieder auf die Jahrhunderte zurückliegende Dorfgeschichte zurückgeblendet, von der uns Sagen und Märchen erzählt werden, sprachlich sehr schön abgehoben in altertümlicher Sprache. Im Übrigen ist die Sprache sehr bildhaft. Geschrieben ist die Geschichte in der „Wir“-Perspektive, womit die Gesamtheit der Dorfbewohner gemeint sein dürfte. Ein Vorteil sind kurze Kapitel, so dass sich bei der nicht allzu leichten Lektüre gut einmal innehalten lässt.

 

Ein Buch, das zu Recht mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet wurde.