Rezension

Himmlisch höllischer Auftakt

Tavith (Band 1): Wenn Himmel und Hölle sich lieben - Philina Hain

Tavith (Band 1): Wenn Himmel und Hölle sich lieben
von Philina Hain

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension „Tavith (Band 1): Wenn Himmel und Hölle sich lieben“ von Philina Hain 

 

 

 

Meinung 

 

Dieses Buch, ob ihr‘s glaubt oder nicht, schrie noch bevor ich es gelesen hatte „nimm mich“, und zwar auf die schönste, aufdringlich süßeste, nicht-locker-lassen-Art, die ich je zuvor gesehen hatte. Denn ich konnte wirklich keinen, nicht einen einzigen Tag, bei Instagram stöbern, ohne von der Autorin und ihren Einblicken erschlagen zu werden (erschlagen ist wohl eher auch nicht richtig, sondern umgehauen, mit Megaphon in der Hand „LIES MICH, LIES MICH!!!!). 

 

Wie das aber nun mal im Leben eines Bücher Süchtigen Bloggers so ist, wollten andere Werke auch von mir erkundet werden. Ständig hatte ich jedoch dieses leise (wohl eher kreischend laute) stetig anwesende Rufen im Ohr, und was es sagte war eindeutig. Ich will mich jetzt natürlich nicht wiederholen, aber ihr könnt euch vorstellen, wie schrecklich das ist wenn ein Buch plötzlich zu dir spricht. „Ich weiß das du mich lesen willst, LOL, ich bin hier, LOL, mach mich einfach auf, LOL, und lass deine Augen genüsslich über meinen Körper, halt stopp falsches Buch, Äh über meine Seiten wandern, LOL. 

 

Verspottet wurde ich, gedrängt wurde ich, bis meine Mauer schließlich zusammenbrach und Tavith sie in Stücke riss. Sollte alles andere eben warten, das war ja nicht auszuhalten, wie ein quengelndes Kind. Also, Buch her, Seite 1, und Action. 

 

Der Einstieg in die Geschichte war unfassbar genial. Wie ein Hurrikan fegten Ereignisse über mich hinweg, die mich staunen, schlucken, vor Unglaube den Kopf schütteln und erstickt Atmen ließen. Was ich dort erlebte war grausam und brutal, aber allen voran zeugte es von höchster emotionaler Qualität, denn Philina schuf nicht einfach ein Band zu den Figuren, sie ertränkte mich in einem blutroten Bad aus Emotionen und sorgte dafür, dass diese wie eiserne Ketten von mir Besitz ergriffen, nichtsahnend, dass ich nie wieder daraus entlassen werden sollte. 

 

Schmerz, Leid und Trauer drohten mich zu überwältigen ob der Grausamkeit, welche Jiyan erfahren musste. Genau so hatte ich mir einen höllischen Start vorgestellt. Denn das Himmlische sollte erst später kommen. Ich konnte Jiyans Gefühle und Taten so unglaublich gut nachvollziehen. Zwar hatte ich nie solch einen Schmerz erlebt, doch die Dunkelheit, welche fortan sein Begleiter sein würde, war mir nur allzu bekannt. So etwas verbindet nicht nur, es schweißt zusammen und damit war der Grundstein gelegt, Jiyan nicht mehr aus den Augen lassen zu wollen. 

 

Bis Amaleya kam und ich mich nicht entscheiden konnte. War war das denn für ein Auftritt von ihr? Sarkastisch, schlagfertig, immer einen Spruch parat, nie um Antwort verlegen, kurz gesagt, sie hatte so viel von mir, wie ich noch nie in einer Figur gesehen hatte. Wie sollte ich da zwischen Jiyan und Amy wählen? Oder konnte und durfte man auch beide nehmen? Gesagt getan, Jiyan und Amy waren eingetütet. Krampfhaft hielt ich sie in meinem Herzen und wäre ihnen überall hin gefolgt. Tag und Nacht begegneten sich dort, Himmel und Hölle. 

 

Philina erschuf nicht nur Figuren mit denen ich mich identifizieren konnte, sondern jene authentisch Echte Helden, die durch Ecken und Kanten, zu wahren Juwelen im Laufe der Handlung wurden. Jene die man sich egal in welcher Situation an seiner Seite wünscht. Jene die nicht vorgeben perfekt zu sein und vor allem jene, die nicht 0815 sind, sondern Persönlichkeit, Charakter und Stärke besitzen. In Punkto Figuren ziehe ich meinen Hut vor Philina, denn dies hier, nicht nur Jiyan und Amy, sind vielfältige, vielschichtige, facettenreiche Helden. Und es sollten nicht bloß die Hauptfiguren so sein. 

 

Bis hierhin war auch alles perfekt und ich hätte Philina küssen können, da sie in mir pure Begeisterung, Faszination und Highlight Potenzial auslöste. Doch eine Geschichte besteht ja nicht nur aus dem Anfang und den Figuren, danach geht es ja weiter und ab da kamen meine kleinen Stolpersteine. Denn diese außergewöhnliche Fantasy Welt, mit all seinen Wesen, Rangordnungen, Machtspielen und Intrigen, musste erstmal erklärt werden. Und diese Fülle an Informationen und Beschreibungen waren mir teils zu viel. 

 

Die Erzählung verstrickte sich in diesen und wurde zunehmend überladener, je mehr Seiten ich laß. Keine Frage, ohne diese Informationen würde man null verstehen und sich auch nicht darin bewegen können ohne eine Millionen Fragezeichen, aber mir war es einfach too much. Die Spannung, welche zu Anfang schon enorm hoch war, wurde gedrückt, ja beinahe erdrückt. Es gab nur wenig Action und Dramatik, was für mich aber wichtig gewesen wäre, denn ohne „oh Holly Shit“ und „krass was passiert denn da Momente“, ist der Handlungsstrang eher etwas zäh, als ein Feuerwerk. 

 

Auf der anderen Seite aber punktete Philina in Bezug auf den Romantasy Anteil, welcher besonders in der ersten Hälfte des Buches stark und prägnant war. Mit knisternder Anziehung, dramatischer Leidenschaft und einer Achterbahnfahrt der Gefühle, wurde ich süchtig nach mehr Jiyan und Amy. Jede noch so kleine Berührung, jedes noch so heisere Flüstern, sog ich in mich auf wie ein Schwamm das Wasser. Dieser Aspekt ist beeindruckend, tiefgründig und auf absolut höchstem emotionalen Niveau. 

 

Mein Wendepunkt, an dem es für mich kein halten mehr gab und ich endlich den Drang hatte dieses Buch nicht mehr zur Seite legen zu wollen, kam ab Hälfte 2. Denn ab da an rückten die Beschreibungen und Informationen in den Hintergrund und Action, Dramatik sowie Spannung übernahmen die Vorherrschaft. Wesen tauchten auf, die mich fasziniert staunen ließen. Ein Sturm zog über die Seiten, ohne das ich gewusst hätte was er mit sich bringt. Ereignis um Ereignis jagte sich und ich wurde mehr als einmal in die Irre geleitet. 

 

Mit unzähligen Wendungen, unvorhersehbaren Ereignissen und einem Höllen Feuerwerk, klebte ich an den Seiten und wollte doch immer mehr. Die Spannung stieg auf ein Unermessliches Level und ich konnte mich einfach nicht sattsehen. Ich hatte noch nie solch eine Fülle an Ideenreichtum erlebt und war schlichtweg sprachlos. Philina bringt die Geschichte in einem mörderrischen Showdown zu Ende und hinterlässt nichts als Leere und Wehmut in mir. 

 

Dieser zweite Part hatte es faustdick hinter den Ohren und verwandelte die Geschichte in eine fulminante Achterbahnfahrt, bei der mir mehr als einmal das Herz stehen blieb. Was für ein Ritt. Was für eine Dramaturgie. Dieser Wandel, er war eine Naturgewalt der Extraklasse und sorgte für Jubel Schreie von mir. 

 

 

Fazit 

 

Tavith: Wenn Himmel und Hölle sich lieben punktet mit einem höllisch heißen Romantasy Anteil, himmlisch-dämonischen Helden, einem außergewöhnlichen und skurrilen Weltenentwurf, Ideenreichtum und Facetten Vielfalt a la Blockbuster Kino, Wesen aus allen Bekannten Sagen und Legenden zuhauf, emotionaler Charakter Tiefe, einem bildhaften und detaillierten Schreibstil, sowie Spannung, Action und Dramatik. 

 

Anfänglich etwas zu überladen und erdrückend an Informationen, wandelte sich die Geschichte zu einem fulminanten Feuerwerk. Mehr als einmal bahnte sie sich wie ein Hurrikan an und wurde zu einer Naturgewalt der Extraklasse. 

 

Wenn zwei Fronten wie Tag und Nacht aufeinanderprallen, nennt man dies „Tavith“ 

 

 

Bewertung  4/5